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Comic-Besprechung - Gott höchstselbst

Geschichten:
Autor, Zeichner: Marc-Antoine Mathieu

Story:
Eines Tages taucht ein Mann auf, der behauptet Gott zu sein. Nach mehreren Untersuchungen und Tests steht die Sensation fest: es ist wirklich Gott höchstselbst. Nach anfänglicher Faszination gerät Gott aber bald in die Medienmaschinerie und in die Fänge des Merchandising. Aber es soll für ihn noch schlimmer kommen. Alle die von ihm enttäuscht sind, weil er zum Beispiel ihre Wünsche nicht erhört hat, zeigen ihn an. So steht Gott vor einem menschlichen Gericht, dass nun klären muss, ob Gott verantwortlich ist oder ob er überhaupt existiert und wenn ja, wie seine Wesensart ist. Nun ist Gott also Angeklagter und dabei kam er doch nur zur Erde, um das Lachen zu lernen.


Meinung:

Was für eine hervorragende Idee. Was Menschen so mit dem Unfaßbaren machen: zählen, untersuchen, in den Behörden zermahlen, vermarkten, durch die Medien ziehen und schließlich anklagen. Gott will lachen lernen, aber wie es sich für eine Satire gehört, bleibt einem das Lachen in der Kehle stecken. Schön ist das Paradox dargestellt, Gottes Existenz zu beweisen (obwohl er persönlich vor einem sitzt), da seine Existenz auch sein Wesen ausmacht. Und das ist für den Menschen seit jeher von großer Bedeutung. Sehr herausfordernd für den Leser sind die vielerlei philosophischen und theologischen Aspekte, die vor allem in der Gerichtsverhandlung vorkommen. Es ist zwar schwierig, regt den Leser aber zum Denken an. Durch eine storybedingte Komplexität wird der Leser in keine bestimmte Richtung gedrängt, sondern kann sich seine eigene Meinung zu Gott machen. Dabei rutscht die Graphic Novel nie ins Frömmelnde ab, sondern bewahrt eine kritische Distanz zum Thema Gott.

Merkwürdigerweise kommt gerade die Reaktion der Kirche auf die Anwesenheit Gottes auf der Erde gar nicht vor. Das ist nun überhaupt nicht nachvollziehbar. Schließlich ist die Kirche in ihrem Selbstverständnis Gottes Sprachrohr. Auch der Epilog ist mit seiner Auflösung ziemlich enttäuschend, hat aber, womit wir wieder bei einem Paradoxon wären, gleichzeitig wieder sehr gute Aspekte. Die Kritik an der Technik als neue Heilsversprechung kommt in der Gestaltungsart sehr verständlich an, fügt sich aber nicht in wesentliche inhaltliche Teile der Graphic Novel ein. Insgesamt ist der Band für eine Satire etwas zu zahm. Bei dem Thema hätte man noch bissiger agieren können.

Graphisch ist der Band sehr gut gemacht. Mathieu geht häufig vom Großen zum Kleinen, um das Kleine näher zu betrachten. Geschickt webt er dieses wieder in einem größeren Zusammenhang ein und schafft es so allein mit graphischen Mitteln den erzählerischen Schwerpunkt oder zeitliche Sprünge schön zu meistern. Bereits auf den ersten Seiten wird eine Figur aus der Menschenmenge herausgenommen, die den Leser direkt anspricht, in Form eines Interviewbeitrages, und kommt immer näher, bis das Panel von dem Gesicht ausgefüllt ist. Dann entfernt sich der Betrachter und das Gesicht wird in einen anderen Kontext eingebettet. So können die Szenerien sehr schön ohne irgendeinen Bruch gewechselt werden. Leider wird dieser Mechanismus nicht immer beibehalten, wohl weil es sonst eintönig geworden wäre. Aber weil er später nicht wieder verwendet wird, wirkt der zweite Teil der Graphic Novel recht sprunghaft.



Fazit:
Intelligent, kontrovers, schwierig, aber auch unterhaltsam. Der durchwachsene Epilog stört das Gesamtvergnügen und der Band hätte noch etwas bissiger sein können. Graphisch ist er aber hervorragend gemacht.


Gott höchstselbst - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Gott höchstselbst

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 20

ISBN 10:
3941099590

ISBN 13:
978-3941099593

124 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Storyidee
  • Philosophische Aspekte
  • Unterschiedlichste Perspektiven
  • Graphische Gestaltung
  • Dialoge
Negativ aufgefallen
  • Epilog
  • Nicht bissig genug
  • Manche vernachlässigte Aspekte
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
4
(1 Stimme)
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Rezension vom: 16.07.2010
Kategorie: One Shots
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