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Comic-Besprechung - COMIX Nr. 06/2010

Geschichten:
  • DER HEILIGE ANTONIUS VOM WIENERWALD, Text/Zeichnungen: Ralf König
  • MARKUS HEITZ‘ JUSTIFIERS: Collector, Folge 1, Adaption: Jörg Krismann, Zeichnungen: Hannes Radke
  • DEAE: eriks deae ex machina, Kapitel 1, Autor/Zeichnungen: Frank Erik Weißmüller
  • VOM KOCHEN: Text/Zeichnungen: Greta
  • MEHR ALS KUMPELS, Text/Zeuchnungen: Christian Turk
  • LIFESTRIPS: Puller reinstecken, Text/Zeichnungen: Marc Seestaedt
  • VASMERS BRUDER, Kapitel 1, Szenario: Peer Meter, Zeichnungen: David von Bassewitz
  • EWIGER HIMMEL: Kapitel 1: Zürich – New York einfach, Text/Zeichnungen: David Boller
  • FLAUSEN, Text/Zeichnungen: Ulf Salzmann


Story:
Hinweis: Auf Grund der Masse an verschiedenen Comics und den Gesetzmäßigkeiten der Fortsetzungsgeschichten, wird inhaltlich an dieser Stelle nicht alles wiedergegeben.

Vier lange Fortsetzungsgeschichten und verschiedene Kurzcomics sind beim Start des neuen Magazins zu verzeichnen.

Justifiers – Collector ist eine Comicadaption der gleichnamigen Space Opera von Markus Heitz. Der Saarländer gilt schon seit einigen Jahren als etablierter deutscher Fantasy-Rollenspiel-Autor. Mit Collector legte er dieses Jahr bei Heyne einen Science Fiction Roman vor. Die Handlung spielt in einer ganz fernen Zukunft: Im Jahre 3017, im System Galloway auf dem Planeten Hakup, Teil der Greater United States of America, ist der Übersetzer Anatol Lyssander auf dem Weg zum Handelskontor. Es geht um schwierige Verhandlungen mit der fremdartigen Rasse der Tiranoi. Lyssander leidet unter dem Interim-Syndrom, eine Folge von unzähligen Lang- und Kurzstreckensprüngen. Durch diese Nebenwirkungen kann er über Gedankenbilder mit sogenannten Ahumanen ebenso kommunizieren wie mit Menschen. Da er ein gerissener Gauner ist, übersetzt er nicht korrekt, um dadurch mehr Kapital aus der Affäre zu schlagen. Der Schwindel fliegt auf, und es kommt zu Kämpfen, die wiederum durch die Ankunft einer übermächtigen dritten Rasse, unterbrochen werden.

Deae  ist dazu das historische Kontrastprogramm. Die Geschichte spielt weit in der Vergangenheit. Im Jahre 70 nach Christus in Germania Libera ist die Herrschaft der britischen Brigantenkönigin Cartimandua abrupt geendet. Acht römische Legionen machen den aufständischen Bataviern am Niederrhein den Garaus. An der Grenze zu Germanien versuchen die Römer die Germanen in Schach zu halten. Zenturio Glaucus von der Zwanzigsten Legion hat seine eigenen Pläne und will ins feindliche Gebiet eindringen …

Vasmers Bruder spielt in der polnischen Kleinstadt Ziebice. Dort wird der deutsche Journalist Martin Vasmer verhaftet. Er ist auf der Suche nach seinem verschwundenen Bruder Hans-Georg.

Ewiger Himmel beschreibt Episoden aus dem Leben des Künstlers David Boller. Im Jahre 1992 verließ er die Schweiz, um in den USA eine Karriere als professioneller Comiczeichner zu verfolgen.

Zusätzlich werden kurze Comics oder Strips geboten sowie der COMIXENE-Newsletter. Das sind sechs Seiten, die in erster Linie die Comic-Neuerscheinungen des Monats Juni 2010 mit den wichtigsten Eckdaten auflisten, dazu kleine Inserts über Neue Graphic Novels, Neue Mangas und Neue US-Comics sowie ein Artikel über den Comic-Salon Erlangen. Ein Beitrag über neue Comics des Autors Peer Meter (Ein Autor und sechs Zeichner) rundet das Heft ab.

Meinung:
Der deutsche Comic-Markt floriert. Das Angebot ist so gut wie schon lange nicht mehr. Die Verlage produzieren ohne Rücksicht auf Verluste und erhöhen die Schlagzahl der Neuerscheinungen. Jedes Segment findet seine Anhänger, ob Superhelden, Klassiker, Franco-Belgier, deutsche Autorencomics oder Webcomics. Der erste Gratis Comic Tag war ein Mega-Erfolg. Auf dem Comic-Salon in Erlangen tummelten sich über 25 000 Besucher und so viele Zeichner und Autoren wie selten.

Das ist der Nährboden, auf dem auch ungewöhnliche Pflanzen wachsen können. Zumindest kann man sie einpflanzen und schauen, ob sie Wurzeln schlagen und selbständig gedeihen. "Wann, wenn nicht jetzt?" wird sich Martin Jurgeit, das Masterbrain hinter dem neusten Magazin-Coup aus dem Hause JNK, gedacht haben. Gefühlt, hat er irgendwie schon in jedem Magazinprojekt der letzten Jahre seine Finger gehabt. Ob HIT COMICS, ZACK Magazin, COMIXENE, WIESELFLINK, mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber immer mit einer halbwegs klaren Linie. Mit WIESELFLINK hat er scheinbar festgestellt, dass das Klima für Comic-Anzeigen wieder besser geworden ist. Da liegt es nahe, etwas für den deutschen Markt völlig Neues zu probieren. Ein Magazin, konzipiert für den Leser ab 16 Jahren, welches vornehmlich aus Comics besteht, aber möglichst billig produziert ist: COMIX – Die Comic-Zeitung.

Zum Comic-Salon 2010 in Erlangen war es soweit. Die Startauflage beträgt rund 20 000 Exemplare. Das Magazin kann nur im Comic-Fachhandel, Bahnhofsbuchhandel und im ausgesuchten Presse-Grosso erworben werden. Ein Abonnement wird explizit nicht angeboten. Bei einem Verkaufspreis von nur zwei Euro würden hier alleine die Versandkosten jeglichen Profit auffressen. Im Vorfeld wurde eine digitale Zweitverwertung (PDF, Live-Book) angekündigt, doch davon ist zumindest im Juni keine Rede mehr.

Nun liegt es also vor. 80 Seiten Zeitungsdruck im Format A4 für etwas Kleingeld. Für den gemeinen Comic-Fan ist das Papier natürlich gewöhnungsbedürftig. Der Typus „Sammler“ verdreht garantiert ohnmächtig die Augen bei diesem Anblick. Das eierschalenartige Papier ist nicht einfach zu händeln und nach beendeter Lektüre, muss man erst mal mit ordentlich viel Seife die Druckerschwärze von den Griffeln waschen. Jurgeit macht keinen Hehl draus, dass COMIX bewusst als Wegwerfartikel konzipiert wird. Der schnelle Lesestoff für zwischendurch, im Zug, der U-Bahn oder auf dem Klo – und danach ab in den Papierkorb. Es sollen Anreize geschaffen und Interesse geweckt werden an neuen Stoffen. Wer auf den Geschmack gekommen ist, der soll das richtig gedruckte Album kaufen oder sich den Online-Comic downloaden. Auf diese Art will man absichtlich vermeiden, eine Konkurrenz zu bestehenden Print-Formen aufzubauen. Friedliche Koexistenz sozusagen.

Die Comics dieses Magazins kommen allesamt aus deutschsprachigen Landen. Vieles davon ist jedoch längst online verfügbar. Eriks Deae gibt es bereits seit Januar 2009 im Web zu lesen. Zampano Online verbreitet Bollers Ewiger Himmel auch schon seit April 2009. Auch die kurzen Beiträge, ob Turks Schwulen-Comic Mehr als Kumpels, Seestaedts Fotostreifen Lifestrips oder Salzmanns Cartoons Flausen, sind alle nichts wirklich Neues. Dennoch gibt es mit Sicherheit zahllose Comicleser, die mit COMIX erstmals auf dieses Angebot aufmerksam gemacht werden. Die Gefahr ist natürlich, dass man nicht einen langen Monat bis zum nächsten Heft warten, sondern online weiterlesen will.

Die Zusammenstellung der Comics ist durchaus gelungen. Inhaltlich, wie grafisch, wird eine große Bandbreite abgedeckt. Es gibt einen waschechten Sci-Fi-Thriller in Farbe, ebenso wie einen Kochcomic für Frauen. Es gibt den grafisch anspruchsvollen Psycho-Comic aus der Feder von David von Bassewitz, ebenso wie die knubbeligen Cartoon-Männchen eines Ralf König.

Da sich die Comics gerade erst entwickeln, sollen sie in den späteren Rezensionen für die Folgenummern ausführlicher besprochen werden. Die ersten Folgen der langen Comics machen durchaus Lust auf mehr. Justifiers – Collector besticht durch seine gefälligen Zeichnungen, die den internationalen Vergleich nicht scheuen müssen. Noch größeres Talent blitzt bei Deae auf. Erik hat das Zeug zu einem der ganz Großen. Vasmers Bruder muss sich erst noch entfalten und wirkt mehr wie eine Momentaufnahme. Ewiger Himmel besticht durch seine Authentizität und bringt den Leser am meisten in Zugzwang. Man kann es kaum erwarten bis es weitergeht und ertappt sich dabei, den Lesedurst online zu befriedigen.

Über den Rest kann man streiten. Warum eine Seite mit einer Vorschau über den Comic-Salon in Erlangen vergeudet wird, wo doch das Heft zur Messe erscheint, wird ein Rätsel bleiben. Ob man den COMIXENE-Newsletter nicht besser für News und Kurzartikel nutzen könnte, statt für schon wieder eine Novitäten-Vorschau, kann man ebenfalls diskutieren.

Auch wenn die Lage derzeit günstig erscheint, ein Risiko ist ein solches Projekt immer. Für ein halbes Jahr steht das inhaltliche Konzept wohl, doch was danach ist, muss sich erst noch zeigen. Eine Auflage von 20 000 Exemplaren hört sich auf den ersten Blick nach viel an, aber es werden letztlich doch wieder die alten (beschränkten) Vertriebswege bedient. Viel mutiger wäre es gewesen, wenn man das mit dem „billigen Lesestoff für die Massen“ wirklich ernst genommen  und alle Zeitschriftenstellen bedient hätte. Kein Schnellschuss, richtig die Vertriebswege ausgelotet, und dann aus allen Rohren deutschlandweit gefeuert. Wenn schon, denn schon. 

Fazit:
Martin Jurgeit hat gezeigt, wie man mit wenig Aufwand aus quasi herzumliegenden Stoffen ein abwechslungsreiches Magazin zusammenschustern kann. Ob sich das Konzept eines billigen Wegwerfprodukts bei der Hauptzielgruppe durchsetzt, muss sich erst noch zeigen. Wichtig sind jetzt vor allem die zahlungskräftigen Anzeigenkunden, denn diese müssen bei einem monatlichen Magazin wie COMIX regelmäßig Gewehr bei Fuß stehen und nicht nach kurzer Zeit das Weite suchen.

Alles in allem ein spannendes neues Magazin, welches sich jeder für lächerliche zwei Euro leisten kann - und sollte.



COMIX Nr. 06/2010 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

COMIX Nr. 06/2010

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
JNK Media

Preis:
€ 2.00

80 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • sehr abwechslungsreich
  • günstiger Preis
  • Erik kann zeichnen wie ein Altmeister
  • David Bollers sympathische Geschichte
Negativ aufgefallen
  • kein Editorial
  • eine Comicseite taucht doppelt auf (Schlamperei beim Druck)
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 14.06.2010
Kategorie: COMIX
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