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Comic-Besprechung - Animal'z

Geschichten:

Animal'z (Originaltitel: „Animal'z“)

Text/Zeichnungen/Farben: Enki Bilal



Story:
Der Band beginnt mit einem sehr schönen Zitat des französischen, soziologisch geprägten Philosophen Jean Baudrillard: „Wasserpulver: man braucht bloß Wasser hinzuzugeben, und schon hat man Wasser.“

Die Geschichte spielt in einer Welt nach dem sogenannten Blutsturz. Dies ist die Bezeichnung für eine gewaltige, umfassende Klimakatastrophe, von welcher die Erde heimgesucht wurde. Innerhalb weniger Wochen hat die Natur alles bisher Gekannte negiert. Neben dem Kampf ums nackte Überleben, ist die Suche nach Trinkwasser bestimmend für die verbliebenen Menschen.

Es soll gewisse Oasen der Glückseligkeit geben, wo man als Mensch noch ein lebenswertes Dasein fristen kann. Da die Kommunikation komplett zusammengebrochen ist und man sich am besten per Schiff auf dem Wasser fortbewegt, machen sich einige Überlebende mit ihren Booten auf zum Sund S17. Sie haben die vage Hoffnung, über diesen Weg zum schützenden Eldorado zu gelangen.

Meinung:
Um es vorweg zu nehmen: Animal’z, Enki Bilals neuster Streich, ist eine fast hundertseitige Dystopie, die den Leser entweder erschlägt oder beflügelt. Dazwischen wird es nicht viel geben, denn das Buch hat alle Merkmale eines hochkontroversen Buches, das die Lager spalten kann .

Aber der Reihe nach. Bilal ist unbestreitbar einer der renommiertesten Comic-Künstler des europäischen Sprachraums. Er hat nicht nur ein beachtliches Repertoire im Bereich der Comics und als Illustrator vorzuweisen, er ist auch im Medium Film zu Hause, was bereits drei Filme als Regisseur beweisen.

Bekanntermaßen hat Bilal einen Hang zu Science Fiction-Geschichten. Das Sujet stammt auch bei diesem Band aus dem Genre. Animal’z ist eine Anti-Utopie reinsten Wassers. Bilal beschreibt eine nahezu hoffnungslose Welt, in der die Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben nur eine Möglichkeit sehen: eine Evolution zum Tiermenschen. Eine mögliche Lösung ist eine Art Morphing vom Mensch zum Meeressäuger, wie zum Beispiel einem Delphin, um in einer unwirtlichen Welt zu überleben. Experimente wurden erfolgreich durchgeführt, aber wird das auf Dauer gut gehen? Das Ende, das kann man durchaus vorweg nehmen, fällt nicht so schwarzmalerisch aus, wie man vermuten mag. Ein Funke Hoffnung bleibt glimmen.

Um diese Welt darzustellen kommt Bilal fast gänzlich ohne bunte Farben aus. Seine Kreidezeichnungen sind auffallend monochrom getönt. Es dominieren kalte blau-grüne Farben. Ab und zu blitzt etwas Rotes auf, vornehmlich wenn Blut im Spiel ist. Man sieht an keiner Stelle Pflanzen. Dadurch schafft er eine unheimliche Endzeitstimmung, die den Leser fest im Griff hält. Die dichte Atmosphäre von Animal’z erinnert an die Science Fiction eines James Graham Ballard. Der Mensch ist nur noch Spielball der Natur und muss zusehen, wie er sein Leben adaptiert.

Wenngleich die Zeichnungen tendenziell skizzenhaft und nicht detailliert ausgearbeitet sind, kann man in jedem Fall die bestechende Klasse von Bilal erkennen. Die Panels sind beherrscht von den Personen. Es sind typische Bilal-Figuren: schlank, hochgewachsen, schöne Gesichter, gebrochene Nasen. Die Sprechblasen und Textkästen wirken an manchen Stellen aufgeklebt, fast wie Fremdkörper. Es scheint, als hätte Bilal kein wirkliches Interesse daran gehabt, sie in die Bilder einzubauen.

Mit dem Grundthema hat Bilal das Themen-Rad nicht neu erfunden. Die Erzählweise ist das, was Spuren beim Leser hinterlässt. Zu Beginn der Handlung wird man mitten hinein geworfen und muss sich schnell orientieren, um einen Überblick zu erhalten. Gäbe es da nicht den einleitenden Text („Anstelle eines Vorworts“), wüsste man nicht worum es geht. Bilal ist bekannt dafür, dass er mitunter mehrschichtige, unzugängliche Geschichten erzählt. Auch Animal’z gehört dazu. Man wird mit Personen und Ereignissen konfrontiert und muss sich vieles selbst zusammenreimen. Einer der Protagonisten spricht vornehmlich in Zitaten. Allerdings sind die Autoren dieser Texte so verschiedenartig, man bekommt etwas den Eindruck, Bilal, ein sicherlich sehr belesener Kopf, hat sich das meiste im Internet ergoogelt.

„Der Anfang ist das Schwerste, dann die Mitte und dann das Ende. Am Ende ist es das Ende, das am Schwersten ist.“ Wo er recht hat, hat er recht, der Samuel Beckett.


Fazit:
Animal’z ist ein gewaltiges Bilderbuch mit einer Fülle von Denkanstößen. Die Zeichnungen, wenngleich auf ihre Weise perfekt, dürften so manchem zu detailarm sein. Man kann den Band schnell lesen, man kann aber auch in ihm verweilen und über all die Zitate und Episoden grübeln. Es ist ein mehrschichtiges Werk, welches - lässt man sich wirklich darauf ein - viel Nahrung für Auge und Hirn bietet. So muss Comic-Kunst sein.

Animal'z - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Animal'z

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 24.95

ISBN 13:
978-3-7704-3324-7

104 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • dichte Atmosphäre
  • für Bilal-Fans ein Muss
Negativ aufgefallen
  • schwer zugänglich
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
3.33
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 24.05.2010
Kategorie: Bilal
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