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Comic-Besprechung - Tanatos 1: Der Sohn des Todes (II)

Geschichten:

Das blutige Jahr (Originaltitel: „Tanâtos tome 1: L’année sanglante“)
Der Tag des Chaos (Originaltitel: „Tanâtos tome 2: Le jour du chaos“)

Text: Didier Convard, Zeichnungen: Jean-Yves Delitte, Kolorierung: Frédérique Avril



Story:
„Er ist nicht wie wir. Er ist der Teufel. Nur dass der Teufel nicht so durchtrieben und grausam ist!“.

Hier ist die Rede von Tanatos, dem geheimnisvollen Mann, der sich privat gerne im hautengen Ganzkörper-Lederoutfit zeigt. Getätigt wurde die Aussage von dessen Gehilfen mit dem wortmalerischen Namen Um-die Ecke-Bringer.

Doch wer ist dieser Tanatos genau? Er verkörpert das Ur-Böse in Menschengestalt, hat nur die eigene Bereicherung im Sinn, spinnt feine Intrigen, geht über Leichen, und nicht nur das, er zettelt sogar einen ganzen Weltkrieg an. Obendrein ist er ein Meister der Verkleidung, übernimmt die Identitäten von Politikern oder Waffenfabrikanten und glänzt als Erfinder von Fluggeräten, Schnellbooten und ähnlichen Maschinen, die ihn immer wieder phänomenale Angriffe auf die öffentliche Ordnung fahren lassen.

Die Handlung von Der Sohn des Todes ist in reale Geschehnisse aus der europäischen Geschichte eingebettet. Sie spielt hauptsächlich in Frankreich in den Jahren 1913 und 1914, kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges. Im französischen Parlament gewinnen die Nationalisten immer mehr die Oberhand. Auf der einen Seite sind Pazifisten wie Jean Jaurès, der sich leidenschaftlich gegen den drohenden Krieg einsetzt, auf der anderen Seite Andriard, der Aktien bei den Waffenherstellern besitzt, und nichts dagegen hat, mit den Deutschen Geschäfte zu machen.

Dieses explosive Klima nutzt Tanatos geschickt aus und zieht seine Fäden. Er lässt einen Politiker ermorden und übernimmt seinen Platz. Er zerstört eine Waffenfabrik und schreckt nicht vor internationaler Provokation zurück. Er ist der Drahtzieher hinter dem Attentat von Sarajevo, bei dem Franz Ferdinand von Österreich ums Leben kam und das als Auslöser des Ersten Weltkrieges gilt.

Doch die ganzen Intrigen bleiben nicht unbemerkt. Inspektor Bernin und vor allem Louis Victor von der berühmten Detektei Fiat Lux fügen die einzelnen Puzzle-Teile zusammen und kommen Tanatos auf die Schliche.

Meinung:
All in One. Abgeschlossene Story. Das ist das nicht mehr ganz so neue Konzept bei der Ehapa Comic Collection. Mit TANATOS kommt eine Serie in den Genuss des All in One-Treatments, die eigentlich nicht mit einem einzigen Band abgeschlossen ist. Es sind lediglich die hier zusammengefassten ersten beiden Bände, die eine abgeschlossene Geschichte erzählen. Und dies nicht so ganz, schließlich geht es weiter nach dem ersten Band, denn der zweite Streich ist schon angekündigt.

Didier Convard hat schon einiges geschrieben. Dem ein oder anderen ist vielleicht seine Fantasy-Serie ROGON DER WOLF (bei dem alten Splitter-Verlag) ein Begriff. Oder hat kennt seine Science Fiction-Serie EISZEIT (Carlsen) oder seine Ausflüge in die Welt der Geschichts- und Historiencomics wie DAS GEHEIME DREIECK (Ehapa) oder DIE ERBEN DER SONNE (Carlsen). Seine aktuelleren Serien legt derzeit Ehapa in Deutschland auf, da wäre zum einen VINCI, zum anderen eben TANATOS.

Die Geschichte um den Sohn des Todes ist von seiner Intention ein gar mutiges Rezept. Convard nimmt echte Ereignisse aus der Geschichte Frankreichs und Europas und unterlegt diese mit seiner eigenen Theorie, nämlich der, dass sein Bösewicht Tanatos für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verantwortlich ist. Dadurch wird die Story zu einer Art Parallel- oder Alternativwelt-Erzählung, einer Science Fiction-Story im historisch verbrämten Mäntelchen, die zusätzlich reichlich beim französischen Pulp-Übeltäter Fantômas Anleihen macht. Eine durchaus reizvolle Idee, zumal jene Figur in nahezu der gleichen Schaffensperiode in monatlichen Kolportageromanen für reichlich Gänsehaut bei der französischen Leserschaft sorgte.

Die Geschichte fesselt den Leser von der ersten Seite an. Man taucht ein in eine Welt, die kurz vor einem Weltkrieg steht. Die Atmosphäre jener Zeit wird intensiviert durch immer wieder eingestreute Titelblätter von Zeitungen, die Schlagzeilen des Tages wiedergeben. Das Risiko einen abgrundtief schlechten Menschen als Hauptfigur zu präsentieren geht auf, weil  man fasziniert ist von der Inszenierung seiner Pläne und weil Tanatos bis zum Schluss ein Rätsel bleibt.

Die Zeichnungen von Jean-Yves Delitte sind äußerst detailliert und passen sehr gut zum Ambiente der Geschichte. Die Menschen, ihre Kleidungen und Frisuren, ihre Häuser und Fahrzeuge, wirken stimmig. Einzig manche Personen und ihre Gesichter sind etwas schwer auseinanderzuhalten. Aber dies ist eine generelle Krankheit bei Delitte. Dafür sind viele der Bildfolgen sehr atmosphärisch geraten. Delitte ist bei uns durch Serien wie DIE NEUEN ZAREN (comicplus+), WESTMINSTER (comicplus+) oder DIE NEPTUNE (Bunte Dimensionen) bekannt geworden.



Fazit:
Wer sich nicht vom etwas langweiligen Covermotiv abschrecken lässt (das Titelbild des zweiten Teils hätte besser gepasst), der wird eine spannende Alternativwelt-Geschichte zu lesen bekommen, die vorzüglich zeichnerisch umgesetzt wurde. Freunde von sinisteren Protagonisten im Stile von Fantômas kommen ebenso auf ihre Kosten, wie Fans von Geschichten, die im Frankreich des Arsène Lupin spielen, oder Anhänger von klassischen Superhelden-Sujets. TANATOS hat etwas herrlich Nostalgisches und wirkt trotzdem modern umgesetzt. Ein gelungener Cocktail, der inhaltlich und optisch gefällt.

Tanatos 1: Der Sohn des Todes (II) - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Tanatos 1: Der Sohn des Todes (II)

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Preis:
€ 29.95

ISBN 13:
978-3-7704-3286-8

114 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • detaillierte, gelungene Zeichnungen von Delitte
  • spannende Geschichte
Negativ aufgefallen
  • langweiliges Titelbild
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2.43
(7 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 01.03.2010
Kategorie: Tanatos
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