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Portrait - Shirow Masamune

Shirow Masamune ist ein geheimnisvoller Mensch. Bis heute ist es ihm erfolgreich gelungen, nicht fotografiert zu werden, und auch öffentliche Auftritte absolviert er nur sehr selten. So kann man sich nur durch seine Selbstportraits ein Bild von ihm machen; bekannt ist hier vor allem Tacochu, daß Shirow als Karikatur von sich ansieht. Tacochu ist ein Oktopus, der auch oft in seinen Mangas, vor allem in Orion, auftaucht. Wenn überhaupt einmal Fotos gemacht werden, verfremdet er sie so stark, daß man ihn nicht mehr erkennen kann.
Seine Privatsphäre ist dem Mangaka sehr wichtig, er möchte durch seine Werke überzeugen. Das führt so weit, daß er auch nicht mit Assistenten arbeitet wie viele andere Mangakas, sondern in seinem Studio in der Hyogo Präfektur im südlichen Teil der japanischen Hauptinsel Honshu alleine seine Science Fiction-Visionen entwickelt und zeichnet. Shirow lebt sehr zurückgezogen und hat nur wenige intensive Kontakte. Jahrelang arbeitete er in seinen Studio in Kobe, doch ein Erdbeben zerstörte dieses 1995 und so zog er um, lebt aber immer noch nahe Kobe. Was auch ungewöhnlich ist, denn die Mangakas siedeln sich normalerweise in Tokyo an, weil dort die meisten Verlage ihren Sitz haben.

Shirow Masamune ist das Pseudonym eines am 23. November 1961 in Kobe geborenen ehemaligen Kunstlehrers. Sein Studium mit Schwerpunkt Ölmalerei führte ihn an die Universität der Künste in Osaka. Sein Debut als Mangaka war Black Magic M-66 in einem Dojinshi (Amateur-Manga)-Magazin. Darauf wurde ein Verleger in Osaka aufmerksam und - wieder ungewöhnlich für einen jungen Mangaka, dessen Karriere normalerweise mit einer kurzen Geschichte beginnt, die dann später zu einer Serie erweitert wird - Shirow enwickelte und zeichnete Appleseed als Serie nur für diesen Verleger.
Zu dieser Zeit nahm er eine Stelle als Kunstlehrer an und unterrichtete fünf Jahre lang. Da er aber unzufrieden mit der Form der Schulausbildung war, hängte er seinen Beruf an den Nagel und wurde zum Profi-Mangaka. Das diese Entscheidung richtig war, zeigte sich, als er begann, Ghost in the Shell und Orion zu zeichnen; für seine Arbeit als Kunstlehrer wäre Shirow keine Zeit mehr geblieben.

In Shirows Mangas erkennt man auch die Interessen des Mangakas wieder. Spinnen, medizinische und wissenschaftliche Themen, Philosophie, militärische Strategien, Mythologie, Biologie, Nanotechnologie, Schwertkämpfe und Comedy - es scheint keinen Bereich zu geben, den Shirow Masamune nicht kennt und in seine Science Fiction-Mangas einbaut.

In seiner Freizeit - soweit ein Mangaka solche hat - kümmert sich Shirow Masamune intensiv um seine Spinnen, die er auch häufig fotografiert. Ebenso liest er gerne, doch dafür fehlt im meist wirklich die Zeit.

Auch ein so erfolgreicher Mangaka wie Shirow Masamune nennt Vorbilder und Einflüsse auf sein Werk. Die Technik von Miyazaki Hayao hatte großen Einfluß auf die Entstehung des Animes zu Black Magic M-66 und in Appleseed ist zu erkennen, daß Otomo Katsuhiro ebenfalls zu den Vorbildern des Mangakas gehört. Shirow schätzt Anime- (natürlich) und TV-Dramen.

Ein Erfolg wie der von Shirow Masamune ruft zwangsläufig die Film-und Computerspiele-Industrie auf den Plan.
Von Dominion Tank Police gibt es eine Anime-Serie und Ghost in the Shell wurde zu einem äußerst erfolgreichen Anime-Film und auch für die Playstation adaptiert.

Diskussionen unter den Otakus löste Shirows Hinwendung zu Computergrafiken aus. Vor allem bei Intron Depot 2 fiel diese Tendenz zu am Computer erstellten Bildern auf und spaltete die Shirow-Fans in zwei Lager; die meisten Otakus bevorzugen seine herkömmliche Arbeitsweise.
Doch hierauf weiß der Mangaka eine Antwort, in dem er sagt, daß es unvermeidlich sei, sich mit digitalen Techniken auseinanderzusetzen, um das Risiko einer schlechteren Wiedergabe zu vermeiden, wenn seine Werke gedruckt werden. Für ihn ist es wichtig, digitale Bilder in der gleichen hohen Qualität zu erstellen wie analoge Zeichnungen.
Und Shirow Masamune hat im vergangenen Jahr an einem neuen Manga gearbeitet, ganz auf die herkömmliche Art, ganz mit altmodischer Tinte.

Wenn die digitale Technik von Shirow gelungen mit der analogen Kunst verbunden wird, werden wir von dem geheimnisvollen Mangaka noch viele qualitativ hochwertige Mangas zu sehen bekommen. Daß Shirow Masamune diese Gratwanderung gelingt, daran sollte man nicht zweifeln.
Autor dieses Portraits: Kuno Liesegang
Portrait vom: 04.11.2000
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