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Portrait - Winnie Puuh

WP_solo_seite_250.jpgIn einem schönen, alten Bauernhaus in der englischen Grafschaft Sussex spielte ein kleiner Junge mit seinen Stofftieren. Und sein Vater schrieb darüber eines der berühmtesten Kinderbücher der Welt: Winnie Puuh (im englischen Original: Winnie the Pooh). Der Vater war der britische Schriftsteller und Journalist Alan Alexander Milne, sein Sohn hieß Christopher Robin und Winnie Puuh war ein kleiner Teddybär mit "ziemlich geringem Verstand". A. A. Milne erstand ihn im Londoner Kaufhaus Harrods und taufte ihn zunächst "Edward Bear". Edward Bear wollte aber einen aufregenderen Namen haben. Als nun Christopher Robin einige Zeit später im Londoner Zoo einen Schwarzbären namens "Winnie" sah, wurde Edward Bear kurzerhand umgetauft in "Winnie Puuh" (das Puuh stammte von dem Schwan Puuh, der das Puuh irgendwann nicht mehr brauchte). Hinzu kamen Winnie Puuhs Freunde aus dem Hundert-Morgen-Wald: Das Ferkel mit dem kleinen Mut war ein Geschenk von einem Nachbarn. Den griesgrämigen Esel I-ahh hatte Christopher Robin von den Milnes bekommen. Rabbit, Kanga, Ruh, Eule und Tigger kamen später. Sie waren Geschenke, die Christophers Eltern sorgfältig ausgewählt hatten, "nicht nur, um mir eine Freude zu machen", erinnert sich Christopher Milne, "sondern auch um ihrer literarischen Möglichkeiten willen." Neben den Stofftieren ließ A. A. Milne auch seinen eigenen Sohn Christopher Robin auftreten. Eine Tatsache, die dieser Zeit seines Lebens ziemlich albern fand, da jeder fragte: "Ach, Sie sind Christopher Robin? Ja, erzählen Sie doch mal!"

Der Erfolg von Milnes Kinderbüchern "Winnie Puuh" und "Puuh baut ein Haus" kam nicht von ungefähr. Milne war Autor mehrerer Lustspiele und ein bedeutender englischer Kinderlyriker. Außerdem war er jahrelang Journalist bei der britischen Satirezeitschrift "Punch". All dies schulte ihn in hervorragenden Charakterbeschreibungen und vermittelte ihm ein Gespür für komische Dialoge.
"Wenn du morgens aufwachst, Puuh", sagte Ferkel schließlich, "was sagst du dann als erstes zu dir?"
"Was gibt’s zum Frühstück?", sagte Puuh. "Was sagst du, Ferkel?"
"Ich sage: Ich frage mich, was heute Aufregendes passieren wird", sagte Ferkel.
Puuh nickte gedankenschwer. "Das ist dasselbe", sagte er.

Als 1926 das Buch "Winnie Puuh" erschien, entwickelte es sich schnell zu einem Klassiker der Kinderliteratur. Seitdem wurde es in 33 Sprachen übersetzt.

WW_Freunde_Turm_250.jpgIm Jahre 1960 gelangte sogar ausgerechnet die lateinische Übersetzung auf die Bestsellerliste der New York Times und hielt sich dort 20 Wochen lang! 1966, zehn Jahre nach dem Tod des Autors, begann Winnie Puuhs Filmkarriere bei Walt Disney. Bereits zwei Jahre später erhielt der liebenswerte Petz einen Oscar für "Winnie Puuh und das Hundewetter".

Trotz des Ruhms ist Winnie Puuh immer noch derselbe geblieben. Er ist ein bisschen naiv, ziemlich tollpatschig und sehr gutmütig. Sein Fell ist schon etwas zerschlissen und sein Verstand nicht gerade der schärfste. Was ihm jedoch an Klugheit fehlt, das macht er mit seinem unschuldigen Wesen und seiner Phantasie wett. Puuh hat allerdings eine große Schwäche: Kein Honigtopf bleibt vor ihm sicher. Dafür schwebt er sogar an einem Luftballon in die Höhe, weil hoch oben vom Wipfel eines Baumes ein lautes Summgeräusch kommt, und Puuh nach scharfem Nachdenken Honigbienen dahinter vermutet.
Puuh hat für jeden ein freundliches Wort und ist immer da, wenn seine Freunde aus dem Hundert-Morgen-Wald ihn brauchen. Und schließlich gibt es dort immer etwas zu erleben: Puuh bleibt in einem Kaninchenloch stecken, I-ahh verliert seinen Schwanz, Ferkel trifft ein Wuschel. Puuhs Ideen erscheinen zwar bisweilen etwas sonderbar, doch es gelingt ihm immer, die Geschichten zu einem guten Ende zu bringen - auch wenn dies rein zufällig ist.
   
"Es ist schwer, tapfer zu sein, wenn man nur ein sehr kleines Tier ist", sagt Winnie Puuhs bester Freund Ferkel über sich und schnieft dabei leise. Ferkel ist alles andere als ein mutiger Held, doch sobald es seinen ersten Schrecken überwunden hat, wächst es manchmal über sich selbst hinaus. Vor allem mit Puuh oder Christopher Robin an seiner Seite hat Ferkel überhaupt keine Angst und ist bereit für jedes Abenteuer. Ferkel hat ein großes Herz und ist sehr hilfsbereit. Ob es im Winter mit Puuh zusammen ein Haus für I-aah baut oder seinen einzigen Luftballon hergibt, um ihn I-aah zum Geburtstag zu schenken, auf Ferkel ist Verlass.

Geburtstag-Puuh_250_1.jpgI-aah ist ein düsterer melancholischer Esel, der stets nur die negativen Seiten des Lebens sieht. Traurig philosophiert er über das Dasein und hält sich selbst für ein Bild des Jammers.
"Guten Morgen, I-aah", sagte Puuh.
"Guten Morgen, Winnie Puuh", sagte I-aah düster. "Falls es ein guter Morgen ist", sagte er. "Was ich bezweifle", sagte er.
   
Nein, nicht einmal einen Guten Morgen kann man ihm wünschen, ohne dass er eine griesgrämige Bemerkung macht. Aber auch, wenn I-aah so tut, als wäre er am liebsten ungestört und alleine, freut er sich doch ungemein, wenn seine Freunde an seinen Geburtstag denken oder ihn um Rat fragen. Denn trotz seiner grenzenlos pessimistischen Weltsicht wird I-aah von den anderen sehr geschätzt. Und so ist I-aah der liebenswerteste Griesgram aller Zeiten!
Rabbit ist ein Tier, das sich sehr wichtig vorkommt und gerne Pläne schmiedet. Obwohl es allem Neuen sehr skeptisch gegenübersteht, und "nicht jeden in sein Haus lässt", dauert es nicht lange, bis es seine anfängliche Vorsicht ablegt.
Wie es sich für ein richtiges Kaninchen gehört, hat es eine große Sippschaft.
"...Ein Tier, das seine Familie in der Tasche mit sich herumschleppt! Angenommen ich schleppte meine Familie in meiner Tasche mit mir herum - wieviel Taschen ich da wohl brauche?"
"Sechzehn", sagte Ferkel.
"Siebzehn, stimmt’s?", sagte Rabbit. "Und noch eine für ein Taschentuch; das macht achtzehn. Ich bitte euch." Die Känguruhmutter Kanga und ihr Kind Klein Ruh sind laut Christopher Robin ”auf die übliche Weise“ in den Wald gekommen, d.h. sie waren weitere Stofftiere im Hause Milne. Kanga ist eine sehr fürsorgliche Mutter, während Ruh natürlich noch viele Flausen im Kopf hat. Ruh findet jede noch so aberwitzige Idee spannend. z.B. als Tigger Ruh zeigt, dass er besonders gut auf Bäume klettern kann.
   
Eule gilt bei den anderen als sehr klug: Sie kann "Dienstag" so schreiben, dass man merkt, dass es nicht Mittwoch ist! In ihrer zischenden Sprache drückt sie sich sehr gewählt und umständlich aus: "Sag mal, Eule", sagte Christopher Robin, "macht das nicht Spaß? Ich bin auf einer Insel!"
"Die atmossspphärischen Konditzzzionen waren in letzzzter Zzzeit sehr ungünssstig“, sagte Eule.
"Die was?"
"Esss hat geregnet", erläuterte Eule.
Eules komplizierte Lösungsvorschläge hören sich zwar clever an, doch sie helfen nicht entscheidend weiter. Meistens sind es der Zufall oder gar Puuhs Ideen, die zum guten Ende der Geschichte führen.

Puuh_Gruppe_350.jpg"Das Wunderbarste an Tiggern ist, dass es nur einen einzigen gibt", lautet Tiggers Lieblingssatz. Tigger ist der temperamentvollste und unüberhörbarste Bewohner des Hundert-Morgen-Waldes. Seine Lebenslust ist kaum zu bändigen und mit seiner grenzenlosen Energie ist er Puuh und Ferkel oft zu ungestüm. Tigger handelt nach dem Motto "Erst handeln - dann denken" und genau das lässt ihn immer wieder übers Ziel hinausschießen. So bringt er sich und andere schon mal in unangenehme, brenzlige Situationen. Seinem Selbstbewusstsein tut dies aber keinen Abbruch. Obwohl er den anderen ab und zu auf die Nerven geht, mögen sie ihn, denn sie wissen: Tigger meint es nie böse. Er hat es eben am liebsten, wenn sich alle so vergnügen wie er. Schließlich ist man auf der Welt, um Spaß zu haben. Recht hat er!

Als letzter ist Lumpi zu den Freunden aus dem Hundertmorgenwald gestoßen. Er ist ein verspieltes quirliges Heffalumpkind, das zusammen mit seiner Mutter im benachbarten Heffalump-Gehölz lebt. Heffalumps gab es schon in den allerersten Puuh-Geschichten, aber Winnie Puuh und seine Freunde wussten damals über Heffalumps eigentlich nur, dass sie Angst vor ihnen hatten. In der Geschichte zum neusten Winnie Puuh-Kinofilm wird ihnen diese Angst genommen. Lumpi sieht aus wie ein lilafarbener Elefant und ist alles andere als gefährlich. Im Gegenteil: er wird ein guter Freund und Spielgefährte.

All diese Waldbewohner sind so liebenswert und originell, dass sie heute – genau 80 Jahre nach ihrem Erscheinen - nichts von ihrem Humor eingebüßt haben. So lassen sich noch immer unzählige kleine und große Bären-Fans in aller Welt von Puuhs kleinen, alltäglichen Abenteuern verzaubern.

© Disney
Autor dieses Portraits: Bernd Glasstetter
Portrait vom: 22.09.2006
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