Portrait - Kurt Busiek
Kurt Busiek zählt heute zu den gefragtesten und vielseitigsten Autoren der Superheldenszene.
Das Licht dieser Welt erblickte er am 16. September 1960 in Boston,
Massachusetts. Mit dem Comiclesen begann er 1974 und brachte bald auch
seinem Freund Scott McCloud (der heute professioneller Comiczeichner
ist) das Medium nahe. Gemeinsam schufen sie ihren ersten gemeinsamen
Comic und erkannten, daß sie später in der Branche arbeiten wollten.
Schon bald zierte sein Name regelmäßig die Leserbriefseiten zahlreicher
Hefte, und bereits damals fiel er den zuständigen Redakteuren nicht
zuletzt durch seinen intelligenten Stil sowie seine fundierten
Kenntnisse der Geschichten positiv auf. Seine ersten,
semi-professionellen Arbeiten in der Branche beinhalteten Rezensionen
und Artikel für diverse Fachzeitschriften.
Nach der High School wechselten Busiek und McCloud zur Syracuse
University. Dort hatte Kurt im Zuge eines Seminars die Ehre, Dick
Giordano von DC Comics zu interviewen. Nach diesem Interview ließ er
diesen wissen, daß er plane, nach seinem Abschluß Comicautor zu werden.
Giordano überredete ihn, ein paar Skripts einzureichen, die er dann an
die entsprechenden Redakteure weiterleitete.
Im Jahr 1982, drei Tage vor seinem College-Abschluß, wurde seine erste
Geschichte angenommen, eine Backup-Story, die in Green Lantern #162
erschien. Im selben Monat erschien auch seine erste Ausgabe von "Power
Man and Iron Fist" bei Marvel.
Während der nächsten zwölf Jahre arbeitete Busiek in erster Linie als
freier Mitarbeiter und "Lückenfüller" für diverse Verlage. Seine
Arbeiten umfaßten so verschiedene Serien wie "Red Tornado", "Justice
League of America", "Liberty Project", "Teen Agents", "Vampirella",
"Valor" und "Night Trasher". Nicht einmal Disneys "Mickey Mouse" war
vor ihm sicher. Sehr hilfreich war dabei sicher die Tatsache, daß ihn
zahlreiche Redakteure noch als Verfasser niveauvoller Leserbriefe in
bester Erinnerung hatten. Nebenbei arbeitete er als stellvertretender
Redakteur des "Marvel Age Magazine" und Verkaufsleiter für Marvel.
1993 - Kurt arbeitete damals als Redakteur für "Open Space", eine
SF-Anthologie-Serie für Marvel - lernte er einen Künstler namens Alex
Ross kennen, den er bei seinem nächsten Projekt, einem Beitrag zur
Miniserie "Miracleman: Apocrypha" für den Verlag Eclipse, dabeihaben
wollte. Zwar wurde daraus nichts, aber dafür konnte ihn Ross von einem
Projekt überzeugen, an dem er gerade arbeitete. Busiek brachte eigene
Vorschläge ein, und als sie dem Marvel-Redakteur Tom DeFalco die Idee
eines gemalten Superheldencomics, erzählt aus der Perspektive eines
normalen Menschen, vorstellten, gab dieser sogleich grünes Licht. Die
vierteilige Miniserie "Marvels" bedeutete sowohl für Busiek als auch
für Ross den großen Durchbruch.
Angesichts des positiven Echos auch von professioneller Seite sowie der
zahlreichen Preise, die das Werk abstaubte, durfte Busiek bald mit
Gräßen wie Rob Liefeld, Jim Valentino und Marc Silvestri
zusammenarbeiten. Dennoch hatte er das Gefühl, daß sich nicht viel
geändert hatte, denn er wurde nach wie vor ausschließlich mit
Miniserien und One-Shots betraut, auch wenn diese nun
prestigeträchtiger waren.
Das alles sollte sich ändern, als Busiek 1995 in Zusammenarbeit mit
Zeichner Brent Anderson und Alex Ross die von ihm geschaffene Serie
"Astro City" bei "Homage Comics", einem Wildstorm-Imprint,
herausbrachte. Nach der ersten, sechsteiligen Miniserie folgte 1996
eine fortlaufende Serie, die noch heute - mehr oder weniger regelmäßig
- erscheint. Auch hier stach wieder Busieks Gespür für ungewohnte,
menschliche Perspektiven und einfühlsame Charakterisierungen hervor.
Schon 1995 hatte Busiek bei Marvel ein zweites Standbein gefunden, als
er - nach der dreiteiligen Miniserie "Amazing Fantasy" (mit Paul Lee),
die an den ersten Auftritt Spider-Mans anschließt, gemeinsam mit
Zeichner Pat Olliffe mit der Serie "Untold Tales of Spider-Man" betraut
wurde, die Abenteuer aus der Frühzeit des Titelhelden enthalten sollte.
Busiek lieferte einfühlsame, zeitlose Geschichten, die sich wunderbar
zwischen die alten Lee/Kirby-Ausgaben einfügten.
Als Marvel 1996 die "klassischen" Helden wie Captain America, Iron Man,
die Fantastischen Vier und die Rächer im Zuge des
"Onslaught"-Crossovers vorübergehend in die "Heroes Reborn"-Welt
verbannte, füllte Busiek die entstandene Lücke im Marvel-Universum mit
den von ihm und Zeichner Mark Bagley geschaffenen "Thunderbolts". Der
Witz der Serie war, daß die Titelhelden in Wahrheit bislang eher zweit-
bis drittklassige Schurken waren, die jedoch im Laufe der Handlung
gegen ihren Anführer Baron Zemo rebellierten und nach der Aufdeckung
ihres Geheimnisses beschlossen, der Welt zu beweisen, daß sie es
nunmehr tatsächlich ehrlich meinten.
Nach der "Rückkehr der Helden" war es Busiek zudem vergönnt, zwei der
Serien - "The Avengers" und "Iron Man" - als Autor zu übernehmen.
Während er letztere, ebenso wie die "Thunderbolts", mittlerweile an
andere Autoren abgegeben hat, ist er den Rächern bis heute treu
geblieben und lieferte zunächst gemeinsam mit Zeichner George Pérez,
später mit Alan Davis jeden Monat qualitativ hochwertige Abenteuer, die
zu den besten des Verlages gehören.
Unter Fans genießt Busiek längst den Ruf des "Marvel-Historikers", da
er unermüdlich und mit einer unvergleichlichen Selbstverständlichkeit
auf teilweise jahrzehntealte Geschichten verweist und Figuren auftreten
läßt, die die meisten Leser (und Kreativen) längst vergessen hatten,
ohne daß die Geschichten deshalb überladen wirken würden. Außerdem
enthalten die Redaktionsseiten seiner Serien grundsätzlich Infokästen
mit Anmerkungen zu wichtigen und unwichtigen Details aus seinen
Geschichten, die sich auf Ereignisse aus früheren Heften beziehen (ein
Service, der deutschen Lesern nur allzu vertraut sein dürfte).
Seine weiteren Arbeiten beinhalten die Miniserie "Avengers Forever"
(dt. "Rächer aller Zeiten"), "Johnny Demon", "The Wizard's Tale",
"Shockrockets", das beim unabhängigen Label "Gorilla Comics", das
Busiek 2000 gemeinsam mit George Pérez und einigen anderen Künstlern
gegründet hatte, erschien, sowie die Crossover "Live Kree or Die" (dt.
"Leb, Kree, oder stirb"), "The Eighth Day" (dt. "Der achte Tag") und
"Maximum Security" (dt. "Maximale Sicherheit") für Marvel. Für DC
entwickelte er darüber hinaus die neue Serie "The Power Company", bei
der er nunmehr beweisen kann, daß er auch in der Lage ist, sich in die
Historie des DC-Universums einzuarbeiten. Während er für 2002 seinen
Abschied von den Rächern angekündigt hat, wird von den Fans mit am
sehnsüchtigsten das vierteilige Crossover "JLA/Avengers" (wiederum mit
George Pérez) erwartet, das ursprünglich im Sommer 2002 hätte
erscheinen sollen, nun aber auf 2003 verschoben wurde.
Auch wenn er aus gesundheitlichen Gründen längst nicht so viel
schreiben kann wie er gerne würde, ist er nach wie vor mit ganzem
Herzen bei der Sache und stellt sich auch in Diskussionsforen im
Internet regelmäßig der Kritik der Fans. Darüber hinaus ist er selbst
noch immer Comicfan mit Leib und Seele und liest laut eigener Aussage
wöchentlich zwischen 15 und 20 Heften, darunter "Superboy", "Savage
Dragon", "Usagi Yojimbo" und - bis zu dessen Einstellung - "Preacher".
Kurt Busiek, der im Laufe seiner nun fast zwanzigjährigen Karriere
schon für Verlage wie DC, Marvel, Eclipse, Disney, Harris, Dark Horse,
Malibu, Image, Homage, Topps, Claypool, Milestone und Acclaim
gearbeitet hat und eng mit seinem Autorenkollegen Mark Waid befreundet
ist, lebt derzeit gemeinsam mit seiner Frau Ann, der gemeinsamen
Tochter Sydney sowie ihrem treuen Welsh Corgi Hector im pazifischen
Nordwesten der USA und verbringt definitiv viel zu viel Zeit im
Internet.
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