Ausstellungseröffnung von Kat Menschik

Am 05. September wurden die Magdeburger Literaturwochen "Verdichtung 13" mit dem Thema "Das Böse in der Literatur" eröffnet.
Der Beginn wurde mit der Ausstellungseröffnung zu den Illustrationen von Kat Menschik vollzogen. Die Berliner Illustratorin war an dem Abend ebenfalls anwesend und berichtete in einem lockeren Gespräch über ihre künstlerische Laufbahn.

Angefangen hat diese bei einem Studienjahr in Frankreich, wo sie mit anderen deutschen Kommilitonen ein selbstkopiertes Comic-Fanzine namens „SPUNK“ veröffentlichte. Angeleiert hatte dies Ulf K., der wohl als Einziger der Truppe bereits von seinen Zeichnungen leben konnte.
Nach dem Jahr ging es wieder zurück nach Berlin, wo Kat Menschik zusammen mit einem Mit-Studenten den Millionen-Verlag gründete. Hier wurde die Idee des Comic-Fanzines quasi professionalisiert. Die „Edition AOC“ wurde aufwendig im Siebdruckverfahren angefertigt und Menschik verbrachte quasi jede freie Minute im Studio. Nur das Schlafen in den Räumen lehnte sie ab, das "wäre wohl asozial gewesen".
Nach dem Studium 1999 ging es nicht, wie erwartet, schnurstracks in die Arbeitslosigkeit, sondern ein Anruf von Andreas Platthaus führte sie zur FAZ, wo sie über zig Jahre Illustrationen und Comicgeschichten veröffentlichte. Manche, wie "Der goldene Grubber" wurden Bestseller und mehrfach prämiert.

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Im Laufe des Gesprächs berichtete sie auch über ihre Buchreihe, wo sie Klassiker der Weltliteratur bebildert. Den Text liefert der FAZ-Kollege Tilman Spreckelsen. Für den Titel "Der Mordbrand von Örnolfsdalur" reiste sie extra mit dem Autor nach Island und für "Der Held im Pardelfell" ging es nach Georgien. Am Beispiel der georgischen Volkssage erzählte sie, wie die Umsetzung eines klassischen Stoffes mit Versen in lesefreundlicher Form geschieht.

Das Gespräch ging im Folgenden natürlich auf ihre Arbeit an Volker Kutschers "Moabit" ein. Sie erzählte, wie es zu diesem Titel kam. Kutscher hatte auf ihrer Bitte hin, erst einen neuen Roman der Reihe mit der Protagonistin Alex vorgeschlagen, doch Menschik wollte nicht einfach nur eine Fortführung und schon gar nicht wollte sie in die Verlegenheit kommen Hakenkreuze zeichnen zu müssen (da die Handlung um 1935 gespielt hätte). Also wurde von Kutscher das Prequel um Charlotte Ritter erdacht. Die Künstlerin bekam noch den Hinweis, dass zu Kutschers Reihe eine Verfilmung und ein Comic ("Der nasse Fisch") geplant sind. Dies brachte sie in die Zwickmühle, weil sie Berlin nicht zum x-ten Mal darstellen wollte. Also wurden alle bisherigen Zeichnungen verworfen und Kat Menschik erdachte sich ein Magazinformat mit Werbungen aus den 20iger Jahren, die auf den Inhalt abgestimmt sind.

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Im Allgemeinen berichtete sie noch über ihre Arbeitsweise, wonach zuerst Zeichnungen (explizit keine Skizzen!!!) mit Tusche und Feder auf A4 angefertigt und dann eingescannt werden. Der Rest erfolgt digital, so dass es keine farbigen Originalzeichnungen von ihr gibt.
Bei den Illustrationen zu all ihren Büchern legt sie Wert darauf, dass diese nicht 1 zu 1 den Inhalt wiedergeben, sondern dass Szenen dargestellt werden, die eher im Umfeld des Seitentextes spielen. Dadurch versucht sie in den Geschichten quasi eine zweite Ebene einzubringen.

Nach gut einer Stunde war das unterhaltsame Gespräch zu Ende. Die Zuschauer konnten im Anschluss sich die Ausstellung zu den Klassiker-Bänden und zu "Der goldene Grubber" angucken. Letztere fand ein paar Meter die Straße runter im Volksbad statt. Hier gab es noch kleine Häppchen und etwas Musik um die Ohren, so dass bei der Eröffnung der Literaturwochen mit einer Illustratorin (und ehemaligen Comickünstlerin) die Thematik einmal von einer ganz anderen Seite beleuchtet wurde.

 


Kat Menschik beim Verlag Galiani

© Alle Grafiken: Kat Menschik