Havanna

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Story:
Reinhard Kleist machte sich im Frühjahr diesen Jahres auf nach Kuba, um dort einen Reisecomic zu erstellen. Er schrieb auch ein Reiseblog, das täglich aktualisiert wurde. Dieser Comic enthält neben einigen kleinen Erlebnissen auch Zeichnungen und Skizzen aus dem Alltag auf der Insel Fidel Castros.

Meinung:
Reisetagebücher sind immer mehr im Kommen, auch in Comicform und auch wenn Reinhard Kleist hier sicher nicht das Rad neu erfunden hat, so hat er doch eine andere Form der Erzählung gewählt. Anstatt einfach nur seine Erlebnisse jeden Tages aufzuzählen hat er besondere Erlebnisse herausgegriffen und diese in Comicform verwandelt. Dazu gibt es Zeichnungen und Skizzen, die teils in Farbe, teils in schwarz-weiß Eindrücke von Kuba liefern. Das ist originell und auch wenn man meinen könnte, dass die Zeichnungen den Lesefluss unterbrechen, so tun sie es nicht und fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein.

Kuba ist kein einfach zu verstehendes Land. Neben China und Nordkorea ist Kuba das einzige kommunistische Land, das Glasnost und Perestroika überstanden hat. Warum lehnen sich die Menschen, die in tiefster Armut leben, nicht gegen das System auf? Kleist bringt es in einem Dialog mit den Plakaten von Fidel Castro auf den Punkt: „Aber das hier ist Südamerika, vergiss das nicht. […] Braucht es euren Irrsinn? Seid ihr gerecht? Woher stammt eigentlich euer Reichtum.“ Wir sind scheinbar nicht viel anders, als die Menschen in Kuba, leben arm auf hohem Niveau und das wird in einem weiteren genialen Kunstgriff klar, den Kleist angestrengt hat. Auf einer Seite bringt er es auf den Punkt, dass wir auch nicht gerade die Höhe der westlichen Welt sind und Kuba gar nicht so weit von unseren „Idealen“ entfernt ist.

Ohne Frage sind Kleists Zeichnungen wie immer genial und er ist einer der besten, wenn nicht derzeit der beste Comiczeichner in Deutschland. Seine zur Schau gestellte Simplizität der Zeichnungen, die wundervolle Kolorierung in Form von Pastellfarben ist mehr als nur gelungen. Sie wirkt organisch und nicht so „normal“, wie so manche Computerkolorierung. Zeichnungen und Kolorierung sehen einfach noch nach „echter“ Arbeit aus. Und man kann mit Fug und Recht sagen: Hier liegt ein moderner Klassiker vor.

Fazit:
Kleist bringt dem Leser Kuba so nahe, wie es nur geht und verheimlicht dabei auch nicht die Probleme. Aber er zeigt, was Kuba so einzigartig macht und wie sehr dieser Staat doch dem Westen gleicht. Einzigartig, wegweisend, genial.