Das habe ich SO nie gezeichnet

Das habe ich SO nie gezeichnet

Das habe ich SO nie gezeichnet

Story:
Mitglieder und Freunde der Comicbrigade Dresden zeigen in diesem Band des neuen Hausverlags Beatcomix, was sie SO nie gezeichnet haben. Da flehen bärtige Männer zu ungewöhnlichen Göttern, Putzfrauen erleben spannende Abenteuer ohne es zu bemerken, skizzenhafte Gestalten streben zum Licht, ein Taxifahrer handelt sich mit einem aufgemotzten Funkgerät Ärger ein, ein altbekanntes Märchen wird im neuen Gewand erzählt und mehr.

Meinung:
Das Thema vieler der Geschichten in diesem Band könnte man mit „Was man verpasst, wenn man nicht genauer hinschaut“ umschreiben. Eine Hausfrau wird vom Bewohner ihres Küchenabflusses für einen Gott gehalten, ohne es zu merken. Eine Raumpflegerin vernichtet beim Feudeln mal eben eine angreifende Monsterhorde, ohne es zu merken. Ein Taxifahrer mit einem aufgemotzten Funkgerät stört den Funk der halben Stadt und macht sich ordentlich Feinde, ohne es zu merken. Und mancher Leser bekommt vielleicht bei den eher gemalten als gezeichneten Bildern von Gregor Körting eine kräftige Portion Mystik und Symbolik zu Gesicht, ohne es zu merken.

Stilistisch und erzählerisch bietet „Das habe ich SO nie gezeichnet“ eine große Bandbreite. Das geht von beinahe Gemälden (Gregor Körtning) bis zu einem Stil, der an klassische Funnies erinnert (Regina Vetter), von Schemen in Schraffur (David von Bassewitz) bis zum Mix aus Collage und leichten Manga-Anleihen (Stephan Probst). Qualitativ geht es da enger zu: Einen Totalausfall, den man in vielen Bänden von mehreren Künstlern findet, gibt es hier nicht. Nach oben ragen Ivo Kircheis' Männlein im Abfluß oder David Bassewitz' Ode an die Glühlampe heraus, wobei die Entscheidung schwerfällt und andere Leser andere Favoriten finden werden. Insgesamt hat der junge Verlag Beatcomix hier einen interessanten Querschnitt von dem vorgelegt, was seine Künstler so machen und was uns hoffentlich in Zukunft noch erwartet.

Von der Verarbeitung und Qualität her kann „Das habe ich SO nie gezeichnet“ durchaus mit den Produkten anderer, etablierter Verlage mithalten. Von sogenannten Underground-Comics erwartet das Klischee eigentlich hingerotzte Protestpamplethe aus dem Copyshop. Diese Erwartung kann und will dieser Band nicht erfüllen.

Und Jungs, noch eine Bemerkung: Das habt Ihr so, genau so gezeichnet. Und das ist gut so.

Fazit:
Die Anthologie aus dem frisch gegründeten Verlag Beatcomix macht Lust auf mehr. Die stilistisch sehr unterschiedlichen, aber qualitativ durchweg guten Geschichten zeigen wieder einmal, dass auch sogenannte Underground-Comics Auge, Herz und Hirn nicht unterfordern müssen.