Lost At Sea

Lost At Sea

Lost At Sea

Story:
Raleigh hat keine Seele. Eine Katze hat sie gestohlen – das erzählt sie zumindest den Leuten – oder das würde sie zumindest den Leuten erzählen, wenn sie irgendwas erzählen würde. Aber das würde bedeuten, mit Menschen zu reden, und diese Gedanken an gesellschaftlicher Dialog sind Furcht erregend. Wie konnte dieses schrecklich schüchterne Mädchen in einem Auto mit drei Klassenkameraden auf einer Reise quer durch die Staaten landen? Gezwungen zu sein, mit Kindern ihres Alters zu kommunizieren ist eine neue und alarmierende Erfahrung für Raleigh. Aber vielleicht ist das genau das, was sie braucht – oder vielleicht können sie ihr helfen, das zu finden, was sie braucht – oder vielleicht können sie ihr helfen zu erkennen, dass sie das, was sie braucht, schon lange hatte.

Meinung:
Eine Geschichte über die Bewältigung des Erwachsenwerdens in Comic-Form, gut gezeichnet, anfänglich schwer zu verstehen, doch sehr gut getroffen und mit viel Tiefgang. Jeder, der die Pubertät hinter sich gebracht hat, wird sich vielleicht wieder erkennen, die es noch vor sich haben, es geht vorbei. Jeder muss es überstehen: Freundschaft, Liebe, Trennung, Anpassung des eigenen Weltbildes und die schwere Frage "Wer bin ich?". Alles gehört zum Erwachsenwerden und wird im Buch angesprochen, die Puzzelteile fügen sich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen und am Ende muss Raleigh erkennen, dass das es Freunde auch überall dort geben kann, wo man es überhaupt nicht erwartet.

Die Story handelt von einer Autofahrt, quer durch Amerika und durch die Gefühlswelt der Protagonisten, vor allem von Raleigh. Sie ist Trennungskind, bei ihrer Mutter aufgewachsen, kann die Trennung immer noch nicht verstehen und lässt auf dieser Fahrt von der Schule nach Hause in Gedanken ihr Leben Revue passieren. Hierbei wechseln Gedanken, Erinnerungen und die Auto-Story ohne Vorwarnung und spiegeln ihr negatives Weltbild, ihr nicht-vorhandenes Selbstwertgefühl und ihre pessimistische Haltung wieder. Neben ihr im Auto sitzt Steph(anie), die alles das widerspiegelt, was Raleigh an sich vermisst. Sie hat Freunde, Lebensfreude, ist ein wenig überdreht, aber jederzeit zum Kontakt mit anderen bereit. Im Gegensatz dazu ist sie selbst zurückhaltend, Kontaktscheu und spricht nur dann, wenn es unbedingt sein muss. Ian und Dave, die beiden Jungs im Auto, sind ebenfalls von der Sturton Academy und ihrer Meinung nach, für sie unerreichbar.

Der anfänglich zufällige Mix der Protagonisten entpuppt sich als Wink mit dem Schicksal. Jeder der Beteiligten scheint bestimmte Begabungen zu haben und trägt letztendlich dazu bei, dass am Ende Raleigh versteht was das Leben ausmacht. Was noch so passiert, sollte jeder selbst herausfinden, vor allem was Freundschaft ausmacht. Es sei nur gesagt: Jeder währe gerne wie der andere.

Teilweise wird hier der deutsche Leser mit typischen amerikanischen Gegebenheiten konfrontiert die ihm nicht unbedingt vertraut sind: 4 Jugendlich übernachten in einem Motel nur einem Zimmer, Vegetarier sind in Amerika immer noch selten gesehen, Kraftausdrücke kommen häufiger vor als man denkt(leider etwas „verschönt“ übersetzt, gehört eigentlich „Mist/Fuck“ auch dazu), das Kleid für den Abschlussball ist wichtiger als alles andere, etc. Aus diesem Grund wirken einige Gespräche wohl in der Übersetzung holprig, doch wie kann man sonst amerikanischen Life-Style in so kleine Sprechblasen packen?

Fazit:
Die Bilder bringen die Charaktere und das Umfeld gut rüber, haben ihrem persönlichen Charme und untermalen die Story, denn die ist es, die das Buch ausmacht. Der Titel scheint anfänglich willkürlich gewählt, sagt aber alles über die Story und das Lebensgefühl der Personen aus. Lesenswert, auch für Leute, die Werthers Leiden und so gut finden, vor allem für alle, die mitten in dieser Lebensphase stecken.