Layla: Die Legende der blutroten Sümpfe

Layla: Die Legende der blutroten Sümpfe

Layla: Die Legende der blutroten Sümpfe

Story:
Grenoy lebt mit seiner Mutter in der langsam verfallenden Hauptstadt Nosgrey des Königreiches Flyn Yord. Grenoys Mutter trauert um ihren Mann und ist dem Alkohol verfallen, weswegen es an Grenoy liegt, für Essen zu sorgen. Um seiner Mutter eine spezielle Pilzsorte zu gönnen, wagt sich der junge Mann tief in den blutroten Sumpf wo er die schöne und geheimnisvolle Frau Layla trifft. Doch ist Layla wirklich ein Mensch? Jedenfalls wird Grenoy diese Begegnung nie vergessen und sein Schicksal  und das von Layla werden untrennbar mit demjenigen des Königreiches verwoben.


Meinung:
Vordergründig ist der in sich abgeschlossene Einzelband Layla: Die Legende der blutroten Sümpfe eine typische Fantasygeschichte. Zwar mutet das Cover, auf dem man eine schöne Frau im Wasser treibend sieht, eine Variation des Ophelia-Themas an, kommt hier aber nicht weiter vor. Zur Erinnerung: Ophelia war die Freundin Hamlets in dem gleichnamigen Drama von William Shakespeare und aus Verzweiflung über den vermeintlichen Wahnsinn Hamlets, ertränkte sie sich. So zitiert hier das Cover ein beliebtes Motiv der Kunstgeschichte mit dem treibenden Leichnam einer schönen Frau im Wasser.

Auch der Rest scheint einem bekannt: schöne Frauen, Hexen, Monster, ein Held der Verantwortung lernen muss und mit seinem Abenteuer reift, Intrigen, Kampf. Alles mutet wie eine schon tausendfach gelesene Fantasygeschichte an. Angesichts der wunderschönen Zeichnungen, trotz eines Hangs zur Morbidität, und der faszinierenden Titelfigur greift man zu. Wenn die Story schon Klischee zu werden verspricht, kann man sich ja wenigstens an den Zeichnungen erfreuen.

Und ist erheblich überrascht. Im positiven Sinne, wohlgemerkt. Denn alle typischen Elemente des Genres kommen zwar vor, verhalten sich aber im Grunde wie das Cover und sind nur ein Zitat. Es ist ebenso ungewöhnlich das der ganze Band ein einziges Thema variiert: Begierde. Jede Figur innerhalb der Erzählung, wirklich jede, begehrt etwas. Diese Begierde löst erst das Handeln oder Zögern der Charaktere aus welche die Handlung vorantreibt. Die Handlung ist auch weitaus weniger linear als man es von dem Genre her kennt und man folgt nicht einfach nur dem Helden, sondern auch den Nebenfiguren die präzise in wenigen Panel und Dialogen charakterisiert werden können. Und die Zitate dekonstruieren zwar nicht die Archetypen des Genres, wandeln sie aber ab. Es gibt einen Helden, natürlich, aber diesmal geht er nicht auf eine Quest. Er ist kein Auserwählter, kein Erlöser, kein Krieger, sondern ein einfacher Junge am unteren Ende der Gesellschaft. Er entpuppt sich auch nicht als Prinz, sondern als armer Mann der sein bescheidenes Glück findet, aber durch Begierde selber wieder zerstört. Die Titelfigur ist auch keine rein böse femme fatale, sondern eine getriebene Figur die an ihrer Vergangenheit leidet und im Grunde nur allein sein will. Das kann man mit jeder Figur weiterführen: die gefühlskalte Prinzessin, der verliebte Ratgeber, die verzweifelte Ehefrau des Helden, der traumatisierte Jäger: alle leiden an ihren Begierden. So kehrt man sich geschickt und elegant von dem Allerlei anderer Genrepublikationen ab und schlägt immer wieder unerwartete Haken bis zur überraschenden letzten Seite die man so auch als erfahrener Leser nicht hat kommen sehen.

In gleich mehrfacher Hinsicht liegt hier also ein sehr faszinierender Band vor der sich äußerst wohltuend vom simplen Gut-und-Böse-Schema lösen kann und sich von den Klischees erfreulich abhebt. Klasse. Und die Zeichnungen sind einfach wunderschön.



Fazit:
Eine wirklich positive Überraschung. Nicht nur wird konsequent ein Hauptthema variiert, sondern der Band hebt sich auch wohltuend von Genreklischees ab. Und die Zeichnungen sind wunderschön. Jetzt schon ein moderner Klassiker.