Dein Tod, mein Kunstwerk

Dein Tod, mein Kunstwerk

Dein Tod, mein Kunstwerk

Story:
Der französische Polizist Philipp Martin wird nach Barcelona gerufen. Es wurde eine junge Frau gefunden, die anscheinend Selbstmord begangen hat. In dem Abschiedsbrief wird behauptet, dass Martin der Vater sei. Nur wusste der bislang nichts von seiner Tochter. Um posthum seine Tochter kennenzulernen, macht sich Martin auf eine Spurensuche. Dabei entdeckt er, dass es sich wohl um keinen Selbstmord, sondern um Mord handelte.


Meinung:
Szenarist Raule betont in seinem kurzen Vorwort zu seinem Comic Dein Tod, mein Kunstwerk wie sehr er seine Stadt Barcelona liebt. Und wie er den französischen Zeichner Philippe Berthet bewundert. Was liegt also näher als beides in der Form zu verknüpfen das Raule einen Krimi für Berthet schreibt der in Barcelona spielt?

Durch einen zugegeben sehr simplen aber geschickten dramaturgischen Kniff lässt Raule einen französischen Polizisten einige Stellen der Stadt erkundigen die bislang wohl eher als Geheimtipp gegolten haben und abseits der touristischen Pfade liegen. Jede Leserin und jeder Leser dürfte hier also Ansteuerungspunkte erhalten. Dabei ist der Comic beileibe kein Reiseführer und auch die Bilder schwelgen nicht in dem Dekor und dem Setting. Stattdessen steht der Krimi immer im Vordergrund und die Ermittlungen führen den Polizisten eben an die abgelegenen Orte Barcelonas und es finden Gespräche in einem versteckten Garten statt oder eine Verfolgungsjagd in einem Gartenlabyrinth.

Die eigentliche Handlung ist ebenso spannend wie dramatisch. Der Polizist wird von seinen spanischen Kollegen nach Barcelona gebeten da man eine weibliche Leiche gefunden hat die anscheinend Selbstmord begangen haben soll. Diese junge Frau soll die Tochter des Flics Martin sein. Nur das er bislang nicht wusste, dass er überhaupt eine Tochter hat. Die Indizien weisen nicht nur darauf hin, sondern auch das es kein Selbstmord gewesen ist. Auf der Suche nach den Hintergründen und dem möglichen Täter erfährt Martin auch mehr über seine Tochter. Oder ist sie gar nicht sein Sprössling? Es wird geschickt offen gelassen und der Interpretation der Leserschaft überlassen ob es wirklich um seine Tochter geht, oder ob er nur geschickt manipuliert worden ist. So ist das Gesicht seiner Ex-Frau nicht zu sehen und man kann keine Ähnlichkeit heranziehen. Die gemeinsamen Vorlieben können auch nur behauptet sein und auch am Ende wird ein loser Faden belassen. Das ist nur eine der vielen Fragen welche die Leserin und den Leser hier bei der Stange hält.

Ein weiterer ist der wirkliche hassenswerte Schurke. Hier hat man das wahre Böse als Gegenspieler genommen und die Bedrohung ist schon fast greifbar. Die Unberechenbarkeit und die Brutalität des Schurken lässt den ganzen Band über eine Bedrohung aufrechterhalten. Dabei hält sich die Action durchaus in Grenzen. Abgesehen von einer Zwischensequenz ist der Band bis zu dem blutigen Finale eher gediegen. Hier verzichtet man auf einen erneuten Aufguss von Dirty Harry oder Ein Mann sieht rot.

Die Story steht hier eindeutig im Vordergrund. Und nicht nur die vielen offenen Fragen, sondern vor allem die schönen Zeichnungen von Berthet sind fesselnd. Stilistisch ist das deutlich von der ligne claire beeinflusst. Die Reduzierung der Mimik auf das wesentliche lassen nicht nur die Frauen besonders schön erscheinen, sondern ermöglichen es auch die Augen sprechen zu lassen. Und wie Berthet viel aussagen kann, indem er die Figuren ihre Emotionen manchmal nur mit den Augen ausdrücken lässt, ist beispielhaft. Dabei sind die Mimik und die Körpersprache niemals cartoonesk überzogen. Trotz der Reduzierung sind die Schauplätze erkennbar und versetzen einen gut in das Setting. Und auch die Actionszenen sind sehr dynamisch ausgefallen. Das relativ rigide Panelraster lässt dabei Ruhe einkehren, wirkt aber nicht statisch und so ergibt das insgesamt eine gute Mischung einer traditionellen Erzählform mit einer modernen Erzählweise. Empfehlenswert.


Fazit:
Ein guter Krimi der durch die Story, das Setting, die Atmosphäre und vor allem durch die Zeichnungen zu überzeugen weiß. Wenig spektakulär, aber durchaus empfehlenswert.