Krazy Kat. Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe 1935-1944

Krazy Kat. Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe 1935-1944

Krazy Kat. Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe 1935-1944

Story:
Krazy Kat ist verliebt. Doch sein Objekt des Begehrens ist nicht nur eine Maus, sondern diese lehnt die Avancen auch immer vehement ab und bewirft die Katze oft mit einem Stein. Officer Pupp, der selbst Gefühle für die Katze hegt, verzweifelt daran das Krazy selbst diese schmerzhaften Steinwürfe als Liebesbeweis sieht und tut alles um die Samtpfote zu schützen. Was zu surrealen Abenteuern und absurden Begegnungen führt.


Meinung:
Zunächst sollten hier etwaige Missverständnisse direkt ausgeräumt werden: bei dem Band Krazy Kat. Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe 1935-1944 handelt es sich nicht um eine Gesamtausgabe aller Krazy Kat Strips. Das wäre angesichts des Umfanges in einem Band gar nicht zu bewerkstelligen. Erst einmal wäre er so schwer, dass man ihn kaum tragen könnte und zum anderen wäre der Preis wohl auch kaum erschwinglich. George Herriman hat schließlich annähernd 1.400 Sonntagseiten geschrieben und gezeichnet, sowie eine Unmenge an Daily Strips. Wenn man das jahrzehntelange Schaffen an dem Strip bedenkt, kann man allein die Unmenge an Daily Strips nur erahnen. Zudem erschienen Ignatz die Maus und Krazy Kat zunächst als Nebenfiguren in einem anderen Strip und machten sich aufgrund ihrer Beliebtheit selbstständig. Im Grunde müssten die Strips der Vorläuferserie dann auch noch enthalten sein. Eine Mammutaufgabe nicht nur vom Aufspüren und Sammeln der Strips, dann der verlegerischen Leistung und nicht zuletzt des Lesers.

Aber mit dem vorliegenden Band kann man auch so nichts falsch machen. George Herriman erlangte mit seinem Strip eine hohe Reputation und künstlerische Anerkennung auch weit über die Comicszene hinaus. Deswegen wurden ihm nach einiger Zeit die Sonntagsseiten in Farbe angeboten und gerade die Kombination seiner Zeichenkunst mit dem Inhalt und der Farbe ergeben ein Gesamtkunstwerk auf jeder Seite weswegen gerade die farbigen Sonntagsseiten wohl die Kunst Herrimans an deutlichsten herausstellen. Diese farbigen Sonntagsseiten sind in diesem Band komplett enthalten. Auch diejenigen welche posthum erschienen, denn die hatte Herriman noch fertig gestellt und abgeschickt. So war das Ende des Schöpfers auch das Ende des Strips. Dabei war es nicht nur der Respekt vor der Kunst des Amerikaners welche eine Fortführung unter einem anderen Zeichner verhinderte, sondern auch eine nüchterne Kalkulation, denn es lohnte sich finanziell nicht. Die breite Leserschaft konnte zunehmend nichts mehr mit den Strips anfangen da sie zu anspielungsreich waren. Herriman zitierte sich durch die Literaturgeschichte, baute Motive aus anderen Kulturen und Epochen ein, brach das gängige Erzählmuster auf und scheute sich nicht davor zurück, surrealistisch zu arbeiten. In einem noch so jungen Medium wie dem Comic, der noch lange nicht anerkannt war, hatte er zwar alle Freiheiten aber die Leserschaft war überfordert. Deswegen gab es keine Fortführung welche eventuell die Schöpfung verwässert hätte. Wie es etwa Popeye erging nachdem dessen Erfinder E. C. Segar gestorben war. Allerdings gab es deswegen auch keine Nachdrucke und die Serie hätte in Vergessenheit geraten können wenn sie nicht ihren guten Ruf gehabt hätte. Heute zählt sie zu den absoluten Klassikern des Comics, wenn nicht zu einem der besten Comics der je geschaffen worden ist.

Leider sind die Sonntagsseiten hier nicht übersetzt worden, was die Lektüre etwas anstrengend macht. Zudem sollte man gute Englischkenntnisse besitzen, denn der Sprachwitz, die Dialekte und die Anspielungen erfordern eine gute Sprachkenntnis. Allerdings ist dieses das einzige Manko des Bandes. Das Format, wie bei Taschen gewohnt in einem Coffee Table Format, unterstützt hervorragend die Zeichnungen und das über 100 Seiten starke Vorwort ist ein Buch für sich. Alexander Braun, der schon oft Comicausstellungen kuratiert hat und ein Experte für amerikanische Zeitungscomics ist und sich dafür einsetzt, dass die Sammlungen nicht verloren gehen, hat nicht nur eine ausführliche Biographie Herrimans geschrieben. Diese wäre schon spannend genug gewesen, etwa der Aspekt das Herriman zeitlebens zu verschleiern versucht hatte, dass er von Schwarzen abstammte. Braun schildert auch die Einflüsse nicht nur dieses Aspekts, was ab und an zu einer Spurensuche führt, sondern auch die sozioökonomischen Aspekte des Zeitungswesens zu der Zeit, die Gesellschaft und die allgemeine soziohistorischen und kulturellen Umstände. Dabei geht er auch auf Deutungen des Inhalts ein und vor allem auf die formale Gestaltung wie etwa die Einflüsse der Navajo Kultur in den Zeichnungen. Und natürlich auch die konkreten Lebensumstände von Herriman. Dabei kommt hier auch viel seltenes Bildmaterial zum Tragen. Besser geht es eigentlich nicht, einen solchen Klassiker zu präsentieren. Das macht den voluminösen Band zu einem „Must Have“.


Fazit:
Krazy Kat zählt zu einem der besten Comics aller Zeiten und diese Ausgabe beweist es nicht nur, sondern macht vor wie man einen solchen Klassiker präsentiert. Vorbildlich und wegweisend sind nicht nur die Strips, sondern auch diese Edition. Ein "Must Have".