Die Überlebenden des Atlantiks Integral 2

Die Überlebenden des Atlantiks Integral 2

Die Überlebenden des Atlantiks Integral 2

Story:
Yann Le Scorff lebt mit seiner großen Liebe, seinem Sohn, alten und neuen Freunden auf einer kleinen Insel und man ist sich bewusst hier ein Paradies zu bewohnen. Doch ohne es zu ahnen, wird der Fall vorbereitet. Kervache reist im Auftrag  Napoleons mit einem kleinen Geschwader unter dem Kommando des berühmten Freibeuters Surcouf zu der Insel, um den dort verborgenen Schatz zu finden. Zudem sinnt man auf Rache.


Meinung:
Für die drei Alben welche in dem zweiten Band der Integralausgabe von Die Überlebenden des Atlantiks enthalten sind, gab Jean-Yves Mitton den Zeichenstift ab. Er hatte zu dem Zeitpunkt gerade seine Serie Die Chronik der Barbaren gestartet und nun keine Zeit dafür die Seefahrtabenteuer von Yann weiter zu zeichnen. Da sie aber aufgrund des Erfolges mit einem neuen Zyklus fortgesetzt werden sollten, beschränkte sich Mitton darauf das Szenario zu schreiben und überließ die Zeichnungen Felix Molinari. Dieser wird in dem redaktionellen Anteil des Buches näher vorgestellt. Was auch nötig ist, denn er dürfte nur den wenigsten in Deutschland ein Begriff sein. In Frankreich war Molinari vor allem für seine Kriegsgeschichten und einem der ersten französischen Superhelden bekannt. Da diese aber vor allen in Heftform erschienen, welche den Piccolos in Deutschland vergleichbar sind, hatten sie nie eine sonderlich hohe Anerkennung gefunden. Und so blieb Molinari weitgehend ein Unbekannter.

Fans müssen gerade zu Beginn keinen großen Stilbruch fürchten. Das erste Abenteuer dieser Ausgabe ist noch am ehesten als Kopie von Mittons Zeichenstil zu bezeichnen. Bei den Gesichtern sieht man einen Unterschied, da die Köpfe etwas gedrungener wirken. Dennoch ist die Wiedererkennung gewährleistet. Aber Molinari schwimmt sich frei und liefert sehr plastische Zeichnungen und eine Liebe fürs Detail welches die Leserin und den Leser gut in das Setting versetzt. Auffällig ist ferner das die Geschichte nicht mehr so textlastig ist. Welches die Lesefreude deutlich erhöht und man kann nun spekulieren ob es daran liegt das Mitton sicherer geworden ist oder ob es an der Teamarbeit liegt. Vielleicht hat Molinari ja viel Text entfernt damit es sich nicht mit den Bildern doppelt. Aber das bleibt Spekulation. Es tut jedenfalls der Geschichte gut.

Es geht auch sehr spannend los. Mit einer geschickten Parallelmontage wird die Leserschaft direkt hineingezogen und es staut sich alles auf bis zu einer dramatischen Explosion. Auf der einen Seite sieht man die Helden wie sie in ihrem Paradies leben und die Freiheit und die Liebe genießen. Auf der anderen Seite sieht man die Gegner wie sie eine Expedition organisieren und sich der Insel nähern. Nach all dem widerfahrenen Leid wünscht man den Helden nur alles Gute und so fiebert man schon mit bevor es überhaupt zu der Konfrontation kommt. Dann wird es blutig, schockierend und dramatisch. Treue Leser werden hier wohl eine oder mehrere Tränen wegdrücken müssen. Mitton kann wirklich hassenswerte Charaktere entwerfen und der Rest dieser Trilogie ist eine reine Rachegeschichte.

Dabei trifft Yann wie gehabt auf einige reale historische Personen wie Surcouf, Admiral Nelson und auch Napoleon tritt wieder auf. Innerhalb der klassischen Rachegeschichte gibt es aber leider ein um das andere Mal einen Deus ex Machina Effekt was ein billiger dramaturgischer Kniff ist aber doch zu den Kolportageelementen des Mantel-und-Degen-Abenteuers gehört. Und es sei Mitton verziehen, denn wie Yann aus dem englischen Gefängnis entkommt ist zwar ein Cliffhanger par excellence und ein billiger Trick, aber die Spannung ist dennoch hoch, denn Yann ist auf sich allein gestellt in einem feindlichen Land dessen Sprache er nicht versteht.  So ist trotz mancher derben dramaturgischen Konstruktion immer Spannung gewährleistet und man kann den Band einfach nicht aus der Hand legen. Es gibt hier wahrlich keinen einzigen Hänger. Erotik, Action, Drama, historische Akkuratesse, Elemente klassischer Abenteuergeschichten, Seefahrt: alles drin. Und am Ende ist eigentlich der Zyklus abgeschlossen und man kann auch die Serie als beendet betrachten. Aber es wird noch einen dritten Integralband geben und man kann gespannt sein. Jedenfalls lohnt sich dieser Band und Freunde des ersten Teils sollten hier auf jeden Fall zugreifen.


Fazit:
Schon die spannende Parallelmontage zu Beginn hat einen am Haken und man wird nicht mehr losgelassen. Spannung, Action, Drama, Setting, Zeichnungen lassen einen manche dramaturgisch billige Tricks vergessen.