Schock 3

Schock 3

Schock 3

Story:

Schock ist tot. Das zumindest wird aus der Anfangssequenz des Comics klar. Er stirbt bei einer wilden Verfolgungsjagd in den Straßen von Istanbul. Für Inspektor Fixchusset geht eine Jagd zu Ende. Als er dann unvermittelt entführt wird, muss er sich einem seltsamen Gesprächspartner stellen, der ihm ein Angebot macht. Gleichzeitig wird in umfangeichen Sequenzen immer wieder die Geschichte des Herrn Schocks erzählt. Von seiner Kindheit mit einem stets unzufriedenen und übellaunigen Vater, von seiner Kooperation mit Nazi-Deutschland und vor allem, wie er zum Namen „Schock“ kommt.   



Meinung:
Mit dem dritten Band der Schock-Reihe liegt – zumindest bisher – der Abschlussband vor. Nun können wir uns endlich ein Bild davon machen, wer Schock ist und warum er zu dem wurde, der er war. 
Für mich ist der Band schon alleine aufgrund der Zeichnungen von Eric Maltaite ein Highlight. Der Belgier hat einen Strich, der so voller Dynamik und Emotionalität ist, dass es mich schon direkt vom ersten Panel an mitgerissen hat. 16 Panels folgen wir einem Wagen in wilder Flucht vor der Polizei. Schnelle Schnitte halten das Tempo enorm hoch. Es wird geschossen, gehupt, Blut fließt und in den Augen der Verbrecher nur Panik. Dazu eine Stimme aus dem Off, die den 23. Psalm zitiert, in leichter Abwandlung: „Nun da ich wandere im Tal des Todes…“. 
Dieser Einstieg, einerseits die action- und tempogeladene Szene der Verfolgungsjagd und im Kontrast dazu das ruhige Wort aus der Bibel ist nicht nur genial, sondern schreit geradezu danach verfilmt zu werden. Dazu kommt dann noch die Farbwahl. Der Band ist überwiegend in satten und warmen Farben gehalten. Das bringt Tiefe in die Panels, die für den Betrachter so manche Überraschung bereithalten. Beispielshaft sei hier nur der Auftritt von Hauptmann Blake und Professor Mortimer genannt.  Sie sind Trauergäste einer Beerdigung.
Aber auch sonst ist die Geschichte nicht arm an Anspielungen. Vor allem real-historische Bezüge, und hier vor allem auf Nazideutschland, bestimmen die Geschichte. So wird ein Besuch bei Eva Braun ebenso thematisiert, wie ein Besuch der Ausstellung „Entartete Kunst“ nebst Kontakt mit Adolf Hitler. Aber auch die Hamburger Bombennächte und die Reichspogromnacht finden ihre Darstellung. Dabei haben mich besonders die wenigen Panels der fälschlicherweise „Kristallnacht“ betitelten Terrornacht beeindruckt, weil es Stéphan Colman in wenigen Sprechblasen gelingt, den Strudel der zerstörerischen Ereignisse festzuhalten. Er zeigt, wie Menschen von der Brutalität und Grausamkeit mitgerissen wurden – wenig realistisch, aber treffend und emotional. Auch die anderen Darstellungen glänzen nicht durch Realitätsnähe. Aber sie sind plausibel und erfüllen ihre Aufgabe vortrefflich. Dieser Comic soll nämlich vornehmlich eine fesselnde Geschichte erzählen und nicht belehren.
Allerdings wer glaubt, er könne hier einfach durch die Bilder fliegen, vom Tempo der Geschichte mitreißen lassen, der irrt. Denn Colman hat einige interessante Zeitsprünge für den Leser eingearbeitet, die stets seine volle Aufmerksamkeit erfordern. Maltaite erleichtert dem Leser das Verständnis zu diesen Sprüngen, indem er Architektur, Moden und Autos geschickt der jeweiligen Epoche anpasst.



Fazit:
Der dritte Band ist ein toller Abschlussband. Atmosphäre, Spannung und zeichnerische Umsetzung gehen hier Hand in Hand und machen den Comic, wie schon die beiden vorangegangenen zu einem Vergnügen.  
Aufgrund der unterschiedlichen Zeitepochen in denen die Geschichte spielt, ist eine musikalische Empfehlung nicht ganz einfach. Ich würde mich am Ende für „Deine Lakaien – Akustik“ entscheiden, um Düsternis und Emotionen auch musikalisch zu vereinen.