Bouncer 10

Bouncer 10

Bouncer 10

Story:

In Barro City ist wieder Ruhe eingekehrt. Zumindest für eine gewisse Zeit. Dann aber wird die Tochter des Uhrmachers, Gretel, ermordet. Bouncer findet heraus, dass sie das Opfer einer Verwechslung geworden ist. Denn eigentlich galt der Tochter von El Lobo, Panchita, der Anschlag. Diese wird dann auch prompt von El Cuchillo, dem mutmaßlichen Mörder von Gretel entführt. Bouncer macht sich auf den Weg bis nach Mexiko, um El Lobos Tochter zu retten. Als dann die ersten Gerüchte um einen großen Schatz aufkommen, um den es geht, folgt ihnen Bouncers Freundin Yin Li mit den Bestattern von Barro City.



Meinung:
Ein neuer Bouncer ist da. Eine sich über zwei Bände erstreckende Geschichte. Nachdem der Verlag bereits Ende letzten Jahres mit der Gesamtausgabe, der ehemals bei Egmont gelaufenen Titel begonnen hatte, kommt nun neues Material. Allerdings müssen die neuen Bände ohne den chilenischen Szenaristen Alexandro Jodorowsky auskommen. Stattdessen verwirklicht der Zeichner Francois Boucq seine eigenen Geschichten. Und das hat weitreichende Konsequenzen.
Neben Yves Swolfs „Durango“ konnte die Comicserie „Bouncer“ bisher als eine der härtesten Westernreihen überhaupt angesehen werden. Dabei lag der Reiz vor allem in dem starken Kontrast zwischen dem unglaublichen Gemetzel einerseits und den wohl schönsten Landschaftsbilder, die je für einen Westerncomic erschaffen wurden. Unter der Regie von Boucq verschiebt sich die Darstellung. Es ist ein wenig überraschend, dass er dem Text, der wörtlichen Rede, mehr Platz einräumt. Bouncer wird geschwätziger unter Boucq. Theatralisch könnte man sagen, dass sich der Protagonist den Staub der Italo-Westernhelden abklopft und fortan neben John Wayne durch die Prärie reiten will. 
Boucq ist ein sehr guter Zeichner. Vor allem im „Bouncer“ offenbart sich sein ganzes Talent. Das gilt für die alten und den neuen Band der Serie gleichermaßen. Als Szenarist hat er mich bisher vor allem mit seinem Band „Horst Katzmeier in der 5. Dimension“ überzeugt. Das bei dem neuen Bouncer die Dialoge mitunter etwas hölzern wirken, kann ich nicht ganz nachvollziehen. An der Übersetzung aus dem Französischen wird es nicht liegen, da mit Resel Rebiersch eine erfahrene Kraft am Werk war. 
Es wirkt ein wenig so, als wenn sich der französische Comickünstler nicht ganz wohl fühlt in einer Haut. Denn mit dem mehr an Text geht ein weniger an Panoramapanels einher. Und das ist nun wirklich sehr schade. Bestachen die vorherigen Bände noch durch teils doppelseitige Bilder, ist die Seitenarchitektur nun eher klassisch. Das ist besonders merkwürdig, denn Boucq ist nun mal in erster Linie ein Zeichner und sollte seine Freude daran haben, sich in großen Panels austoben zu können. Da hat er dem Plot der Geschichte vielleicht zu viel Bedeutung beigemessen.
Nicht gravierend empfinde ich hingegen den Wegfall der bodenlosen Brutalität. Boucq begnügt sich damit, diverse Grausamkeiten lediglich anzusprechen. Wenn beispielsweise in den vorherigen Bänden ein Mensch skalpiert wurde, so sah das Skript die explizierte Darstellung dieser Folterung vor. Im neuen Band wird dies erwähnt, aber nicht dargestellt.
Der Plot der Geschichte ist spannend und hat eine klassische Schatzsuche zum Inhalt. Immerhin mit der Verlagerung nach Mexiko verspricht das Szenario auch für den kommenden Band einiges an Spannung. Die Figuren sind positioniert, jetzt wird es darauf ankommen, was Boucq im zweiten Teil daraus macht.



Fazit:
Eine solide Geschichte, die zurzeit noch nichts von der Genialität der ersten Bände unter Alexandro Jodorowsky hat. Der nächste Band wird zeigen, ob Boucq eine gute Geschichte abliefert oder die Fußspuren ihm zu groß waren. In jedem Fall empfehle ich Neil Young „Everybody Knows This Is Nowhere“ als Untermalung.