Paradies

Paradies

Paradies

Story:
Nori beginnt zu verzweifeln. Immer wieder träumt die junge Frau von einem kleinen Jungen an einem Strand in Thailand. Doch diese Träume sind nicht angenehm. Die zunehmend zerrüttete Psyche der Frau bringen sie und ihren Mann Don dazu, nach Thailand zu reisen. Zusammen mit dem Pärchen Mel und Tony wollen sie ein Haus am Strand für eine Frühstückspension herrichten. Doch es holen Nori nicht nur ihre Träume ein, sondern mit dem Haus scheint etwas nicht zu stimmen.


Meinung:
Es ist sehr lobenswert das aus den deutschen Landen mal ein Genrecomic kommt der Lust aufs Fabulieren hat und sich nicht direkt ironisch dem jeweiligen Sujet nähert und sich damit bewusst dem Pulp und dem Trash einordnet. Wenn aus Deutschland Genrecomics, wie hier Horror, kommen, so findet man sie vor allem im Trashbereich wie bei Weissblech, aber ansonsten kaum. Ansonsten bleiben die meisten Comics und Graphic Novels deutscher Provenienz im autobiographischen hängen und suchen in dem Bereich ihre Berechtigung indem sie eine gesellschaftliche Relevanz suggerieren. Aber die Fabulierlust bleibt da oft auf der Strecke.

Mit Paradies liegt jetzt  endlich mal eine Graphic Novel vor die sich dem Horror verschreibt und das Genre und das Thema ernst nimmt. Doch zunächst fallen die Zeichnungen von Holger Klein auf. Und zwar positiv. Sie sind ausdrucksstark, realistisch und, wenn nötig, detailreich und heben sich somit wohltuend vom Krakelstil der autobiographischen Graphic Novels ab. Nur die Anatomie der Figuren ist nicht so ganz die Sache von Holger Klein. Manchmal sind sie in den Bewegungen sehr verrenkt und wirken damit unnatürlich. Auch sind manche dynamischen Szenen, der Begriff Action passt hier nicht so recht, etwas statisch ausgefallen da die Anschlüsse zwischen den Panels (und manchmal auch zwischen den Szenen) nicht wirklich flüssig ausfallen. Aber ansonsten sind die Zeichnungen sehr ansehnlich und weisen zwar manchmal leichte Manga-Einflüsse auf, kopieren aber den Stil nicht.

Die Story  von Michael Mikolajzak ist sehr interessant, aber leider gegen Ende etwas überladen. Auch in diesem Genreformat kann man sich anscheinend von dem deutschen Anspruchsdenken nicht ganz lösen und alles muss ein Symbol sein und für etwas anderes stehen. Das mindert leider etwas die Fabulierfreude. Warum erzählt man nicht einfach eine Haunted House Geschichte vor einer exotischen Kulisse? Warum mischt man das nicht mit  einem Culture Clash? Das wäre dichter gewesen und hätte eine überkonstruierte Volte am Ende vermeiden können. Auch wäre das zweite zentrale Pärchen von den Charakteren eine eigene Geschichte wert gewesen und so ist die destruktive Tendenz der einen Frau die Beziehung der anderen zu zerstören etwas redundant, da die Beziehung aufgrund des Spuks, der Alpträume und dem Schlafwandeln der Ehefrau eh schon auf der Kippe steht. Was allerdings noch schwerer wiegt: warum ist bei aller Symbolik dann die Auflösung so flach und konstruiert?

Was besonders schade ist, denn der Band ist sehr spannend. Er wirft viele Fragen auf die sich der Leser im Laufe der Lektüre entschlüsseln will und alles ist zudem sehr atmosphärisch und durchaus blutig ausgefallen. Die mangelnde Erklärung der thailändischen Mythen und des Geisterglaubens ist ein geschickter Schachzug da man sich so in die Unkenntnis der Protagonisten einfühlen kann und ein Unbehagen geschaffen wird welches einen nicht mehr los lässt. Bedauerlicherweise kann man das Ende des Buches nicht anders als schwach bezeichnen.

Insgesamt liegt hier aber ein durchaus gelungenes Genrestück vor was darauf hoffen lässt das mehr in der Art geschaffen wird. Aber leider gibt es immer noch einige Mängel weswegen man von dem Buch nicht begeistert sein kann. Ein Blick hinein lohnt sich aber.


Fazit:
Ein gelungenes Genrestück aus deutschen Landen welches zwar Abzüge bekommt bei manchen anatomischen Ungereimtheiten und bei einer überladenen Geschichte, aber sie ist spannend, atmosphärisch und hat Lust auf das Genre.