Oblivion Song 2

Oblivion Song 2

Oblivion Song 2

Story:

Der zweite Band der Kirkman-Serie beginnt mit einem Rückblick: Wie kam es dazu, dass Teile Philadelphias in einer anderen Dimension verschwanden. Welche Wissenschaftler waren beteiligt? Wer trägt die Schuld? Nachdem Kirkman die Vorgeschichte erzählt hat, nimmt er den Leser mit auf einen Zeitsprung und wir erleben die beiden Brüder Nat und Ed Cole, die sich nun endlich wiedergefunden haben. Doch beide sind in den letzten Jahren ganz unterschiedlich mit der Katastrophe umgegangen und Nat muss feststellen, dass nicht alle Menschen die parallele Dimension Oblivion ablehnen. Währenddessen plant das Militär die Maschine, die den Dimensionssprung ermöglichte als Waffe einzusetzen. Das will Nat unter allen Umständen verhindern und bittet seinen Bruder um Hilfe. Ed will aber nur helfen, wenn er danach wieder zurück ins Oblivion darf. Bei der Aktion geht etwas schief und ein zweiter Dimensionssprung ist die Folge.



Meinung:
Vorsichtig, liebe Freunde der gepflegten Science-Fiction-Unterhaltung. „Oblivion Song 2“ ist eine spannende und intelligente Geschichte, aber sie verlangt dem Leser einiges ab. Vor allem absolute Aufmerksamkeit. Denn Kirkman gefällt es mit einem Rückblick zu starten, in dem er die Ereignisse vor dem ersten Dimensionssprung und wie es dazu kam aufrollt. Dann wechselt er von einem Panel zum nächsten in die Gegenwart. Ich habe Teile des Bandes tatsächlich zwei Mal gelesen, weil mir Zusammenhäng etwas schleierhaft waren.
Das Universum, das Kirkman dabei allerdings entwirft, lässt keine Fragen offen. Seine Welt Oblivion ist für Fans von Endzeitgeschichten ein Genuss. Die parallele Dimension, in der die ungeheuerlichsten Monster und Kreaturen rumlaufe, zog mich sofort in den Bann. Dabei ist es nicht nur die Vielfalt an Kreaturen, die ich faszinierend fand. Vielmehr ist es – vor allem auf den Seiten, in denen ein zweiter Teil Philadelphias einen Dimensionssprung erlebt – diese Mischung aus unserer Welt und das Eindringen der anderen Dimension. 
Bei diesen Panels bekommt der Betrachter alles geboten, was apokalyptische Szenarien ausmacht. Es sieht aus, wie nach einem gentechnischen Unfall, der die ganze Welt in den Abgrund reißt, das Versteckspiel und die Hetzjagd durch die Ungetüme in der anderen Dimension verbreiten eine Atmosphäre, die aus Zombiegeschichten bekannt ist und schließlich könnte beim Betrachten der zerstörten Architektur der Eindruck entstehen, dass dies die Welt nach einem atomaren Krieg ist. Einmal die volle postapokalyptische Breitseite. 
Das ist die eine Seite. Und auf der zweiten Seite begleitet der Leser den Protagonisten Nat Cole durch diese Welt – fürchtet und rennt mit ihm. Und dann ist er genauso perplex, wie Nat, als er feststellen muss, dass es Menschen gibt, die sich in dieser Umgebung sehr wohl fühlen und gar nicht zurückwollen in unsere Realität. Kirkman spielt hier eine Karte aus, die an die Abenteuerlust des Lesers appelliert. `Komm bleib hier´, ruft der Szenarist und zu. `Es ist zwar gefährlich, aber hier kannst du deinen Traum vom ursprünglichen Leben ausleben´. Und binnen weniger Panels schlägt sich der Leser auf die Seite von Nats Bruder Ed. 
An dieser Stelle kann der Leser erahnen, was Kirkman meinte, als er im Nachwort des ersten Teils schrieb: „Der Plan ist, dass die Serie eine ganz andere sein wird, wenn wir Kapitel 30 erreicht haben. Sie wird sich mit größeren Themen befassen und gewaltigere Ausmaße annehmen, als jetzt, am Anfang, abzusehen ist“. Allerdings – und das ist der einzige Kritikpunkt an der Geschichte – müssen dafür die Charaktere der Story noch ein bisschen intensiver herausgearbeitet werden. Das Brüderpaar Nat und Ed und auch die Wissenschaftskollegen bleiben noch zu blass. Aber da Kirkman ein großes Epos in Aussicht gestellt hat, bleibt ihm dafür noch Zeit.
Zum Abschluss noch ein Wort zu den Zeichnungen. Lorenzo de Felici macht seine Arbeit sehr gut. Er entwickelt Kreativität und Gespür für die Geschichte. Dass er bisher vor allem als Cover-Künstler in Erscheinung getreten ist, ist dabei kein Nachteil. Er hat es gelernt Stimmungen, Emotionen und Ereignisse in einem Bild auf den Punkt zusammenzufassen. Das merkt man seinem Artwork an. 



Fazit:
Spannende Geschichte mit einem tollen Artwork. Die Zeitsprünge verlangen dem Leser einiges an Konzentration ab. Dafür wird man allerdings zur Belohnung in eine fesselnde Handlung hineingezogen. Ich empfehle dazu die Musik der britische Progressive-Rock-Band Van der Graaf Generator.