Der Vampir von Benares 1: Die Bestien der Nacht - Gratis Comic Tag 2012

Der Vampir von Benares 1: Die Bestien der Nacht - Gratis Comic Tag 2012

Der Vampir von Benares 1: Die Bestien der Nacht - Gratis Comic Tag 2012

Story:
Benares, die alte heilige Stadt am Ganges. Ein Mann trifft zufällig auf seine Gläubiger, die ihm nicht so ganz glauben, dass er ja eigentlich seine Schulden zurückzahlen wollte. Sie prügeln ihn halbtot und lassen ihn in den Ruinen eines alten Tempels zurück.

Einige Wochen später verschwindet der Journalist Deepak spurlos. Zuvor hatte er noch seiner Tochter Anji und deren englischem Freund Mircéa eine Nachricht geschickt: Er sei an einer großen Geschichte dran und wolle sie in Benares treffen. Aber das als Treffpunkt gewählte Lokal wird bei einem Terroranschlag zerstört. Mircéa, Anji und ihr Kollege Gopal beginnen nachzuforschen.

Sie können Deepak weder unter den Todesopfern noch unter den Verletzten finden. Und auch bei der Geschichte, an der er recherchiert hatte, scheint einiges nicht zu stimmen. Es geht um einen Junkie, der den Verstand verloren hat und in der Nacht Menschen auf der Straße brutal abschlachtet. Da er von ihrem Blut trinkt, nennt man ihn auch "Vampir von Benares"...

Meinung:
Spätestens seit Bram Stoker kennt die Welt den Vampir, einen Untoten, der nachts über die Lebenden herfällt und sich von ihrem Blut ernährt. Aber neben dieser südosteuropäischen Variante gibt es noch viele andere aus den verschiedensten Kulturen überall auf der Welt. Diese Geschichte spielt in Indien, in Varanasi. Die Stadt am Ganges gehört zu den ältesten durchgehend bewohnten Städten der Menschheit, die Wissenschaft geht von mindestens 3.000 Jahren aus. Außerdem ist die Stadt, die auch unter dem im Comic verwendeten Namen Benares bekannt ist, eine heilige Stätte des Hinduismus.

Dorthin verschlägt es den englischen Journalisten Mircéa auf der Suche nach dem Vater seiner Freundin Anji. Deepak, ebenfalls Journalist, hatte über den "Vampir von Benares" recherchiert, einen Drogenabhängigen, der Dutzende wehrlose Menschen ermordet und ihr Blut getrunken haben soll. Aber die tüchtige Polizei hat den Junkie gefasst, er wird bald verurteilt, die Stadt ist wieder sicher. Tatsächlich? Schnell stoßen Mircéa, Anji und ihr Kollege Gopal auf Ungereimtheiten. Steckt hinter den Morden vielleicht viel mehr als "nur" ein Psychopath, den man verurteilen und hinrichten kann?

Der Zeichner Georges Bess begann seine Karriere als "Söldner" in Nordeuropa, wo er als Ersatz für verschiedene schwedische Künstler einsprang. Seine eigenen Werke entstanden oft in Zusammenarbeit mit dem Szenaristen Alejandro Jodorowsky, beispielsweise die ausgezeichnete Outlaw-Serie "Juan Solo". Den "Vampir von Benares" schuf Bess alleine, und wie eine ganze Reihe seiner Comics spielt auch diese Reihe in Indien. Bisher sind in Frankreich drei Bände erschienen, deren deutsche Fassungen im Mai, Juni beziehungsweise August erscheinen werden.

Interessanterweise liest sich die Geschichte zunächst weniger wie eine Horrorerzählung, sondern eher wie ein Krimi. Ein Journalist verschwindet, und Freunde und Kollegen stoßen auf der Suche nach ihm auf Ungereimtheiten. Aber es gibt immer wieder Hinweise, dass die größte Gefahr, mit der sich die Drei konfrontiert sehen werden, weder die unfähige und selbstgefällige Polizei ist noch radikale Nationalisten. Bess lässt das Übernatürliche, wie es guten Horror auszeichnet, nach und nach eintröpfeln. Und spannend ist das Heft von Beginn an.

Das Artwork ist realistisch gehalten, wobei manche Merkmale der Charaktere karikaturhaft leicht übertrieben werden. Wie es sich bei diesem Schauplatz anbietet, setzt der Künstler die prächtige Architektur von Benares ausführlich in Szene. Zur Atmosphäre tragen außerdem insbesondere zwei Kunstgriffe bei: Die Farbgebung verwendet viele Gelb- und Ockertöne, was eine mystische Aura schafft. Und viele Szenen spielen in der Dämmerung oder in dunklen Gassen.

Die Protagonisten werden kaum über das hinaus charakterisiert, was für die Geschichte notwendig ist. Trotzdem wirken sie nicht wie Schablonen, sondern man hat eher den Eindruck, man kenne sie schlicht noch lange genug, um mehr über sie zu wissen. Da bleibt genügend zu erfahren für die kommenden Bände. Auch was die Geheimnisse betrifft, hält das Heft die Balance: Einerseits werden einige Dinge aufgelöst oder zumindest angedeutet, um den Leser zufriedenzustellen, andererseits bleiben noch genug Rätsel für den Rest der Serie übrig.

Insgesamt ist "Der Vampir von Benares" gelungene Comic-Unterhaltung, in die man einmal einen Blick werfen sollte.

Fazit:
Der Beginn des "Vampir von Benares" ist gelungene Comic-Unterhaltung. Was wie eine Kriminalgeschichte beginnt, wird nach und nach mit Übernatürlichem infiziert und wandelt sich zur Horrorstory. Erfreulich ist, dass zur Abwechslung nicht die gewohnte südosteuropäische Spielart des Vampirmythos die Basis bildet.