Holzhof Comix 1: Der schlaue Rocket und seine Holzhofsoldaten - Gratis-Comic-Tag 2011

Holzhof Comix 1: Der schlaue Rocket und seine Holzhofsoldaten - Gratis-Comic-Tag 2011

Holzhof Comix 1: Der schlaue Rocket und seine Holzhofsoldaten - Gratis-Comic-Tag 2011

Story:
Dieser Sampler führt einmal quer durch die Welten des Holzhof Verlags. Neben seinem Hauptaugenmerk, dem Nachdruck von Comics aus der DDR, erscheinen in dem 2005 gegründeten Verlag auch aktuelle Comics aus dem Osten, nicht zuletzt aus dem Umfeld des Comicmagazins Mosaik.

Pteroman erzählt in "20 Jahre blühende Landschaften" von einer Doro(thy), die ganz sicher nicht mehr in Kansas ist, und sich aufmacht, dem Tumerkelbazillus mal ordentlich Bescheid zu stoßen. Hagen Flemings "Virtonauten von Remory" feiern nach langen Jahren Wiedersehen und erinnern sich an einige ihrer spannendsten Abenteuer. Ein "Heft im Heft" bietet einen Einblick in die Abenteuer des "Zauberlehrlings" von Willy Moese, die in den 1960ern erschienen. Die Comicbrigade schickt "Dave Grigger" an den Start. Der Puppenspieler Kasper Larifari sorgt dafür, dass der Hanswurst den bösen Schergen der Obrigkeit entkommen kann. Und natürlich ist auch Schwarwels Schweinevogel vertreten.

Meinung:
Die Zahl der beteiligten Künstler auf dem Titelblatt sorgt für hohe Erwartungen: Gleich zehn Namen stehen dort, da wird es reichlich zu lesen geben. Das kann das Heft allerdings nicht einlösen, nach gerade einmal sechs Geschichten ist der Spaß auch schon wieder vorbei. Es ist gefühlt kürzer als erwartet.

Das Vergnügen ist außerdem von ziemlich unterschiedlicher Qualität. Die erste Geschichte, "20 Jahre blühende Landschaften", hat eine interessante Grundidee und wird regelrecht politisch (der Tumerkelbazillus heißt nicht zufällig so). Aber über die Aussage "Jeder verarscht eh jeden, lebe damit" kommt die Story nicht hinaus. Der Zeichenstil erinnert an Untergrund-Comics und hat eine deutliche Punk-Attitüde. Das Wiedersehen der Virtonauten hakt im wesentlichen einige frühere Abenteuer im Schnelldurchlauf ab, keinem davon wird mehr als ein Panel gewidmet. Die Zeichnungen sind gut, aber nichts besonderes.

Der Höhepunkt des Heftes ist das "Heft im Heft" mit den kleinen Strips um einen Zauberer und seinen Lehrling. Willy Moese schuf die einzeiligen kurzen Geschichten in den 1960ern für die DDR-"Wochenpost". Die Grundidee ist simpel: Meister und Lehrling sehen sich einem Problem gegenüber und lösen es mit kurzem Einsatz des Zauberstabs. Dabei kommen sie immer wieder auf kreative Lösungen, die den Leser mindestens zum Schmunzeln bringen. Zwei Duellanten beispielweise bekommen die Pistolen in der Hand gegen Tennisschläger ausgetauscht, gegen frisch gebohnerten Fußboden hilft eine große Kiste Streusand, und wenn die Leiter zu weit entfernt vom Apfelbaum steht, bekommt der Baum eben Räder.

Die Geschichte um "Dave Grigger" dürfte so manchen Leser, der hier zum ersten Mal auf die Figur und ihre Hintergrundgeschichte trifft, mit großen Fragezeichen im Gesicht zurücklassen. Es geht um Reisen durch verschiedene Dimensionen und Zeiten, das Erwecken von Toten, aber wer was für wen und warum genau erzählt die Geschichte nicht. Schade, hier wurde Potential verschenkt.

Der freche Kasper aus der Feder von Sascha Wüstefeld treibt seine Possen in Hainburg an der Donau. Die Dialoge sind entsprechend im österreichischen Dialekt, aber auch für Piefkes gut zu verstehen. Die Geschichte ist eine Variation des alten Themas, die sympathischen Gauner legen die unsympathischen Gesetzeshüter herein. Nett zu lesen, aber nichts, was man sich lange merken wird. Aber wenn man genau hinschaut, könnte man aus anderen Comics bekannte Gesichter entdecken.

Das Backcover gehört dem "Schweinevogel" von Schwarwel, der sich auf seine Vorfahren besinnt. Auch hier gilt: Nett, aber nicht von längerfristigem Belang.

Fazit:
Viele beteiligte Künstler haben ein dafür gefühlt kurzes Heft zusammengestellt. Der Höhepunkt sind die Nachdrucke von Willy Moeses "Zauberlehrling" aus den Sechzigern, der Rest reicht von unnötig rotzig über unnötig kryptisch bis selbst nicht so wirklich nötig. Nett zu lesen, aber auch schnell wieder vergessen.