KIDS by Mike - Gratis-Comic-Tag 2011

KIDS by Mike - Gratis-Comic-Tag 2011

KIDS by Mike - Gratis-Comic-Tag 2011

Story:
Von hochnotpeinlichen Fragen an die Oma im Zoo im Frühjahr über die mussichunbedingthabenbittebittekaufmir-Barbie bis zum Dilemma der zu vielen Nikoläuse – Kinder haben ihre ganz eigene Sicht auf die Welt und sind immer für eine Überraschung gut. Der Schweizer Zeichner Mike Van Audenhove hat einige Szenen aus dem kindlichen Alltag pointiert zu Papier gebracht.

Meinung:
13 Jahre erzählte Mike Van Audenhove aus seinem "Zürich by Mike". Wöchentlich brachte der Zeichner für die Ausgehbeilage des Tages Anzeigers eine kurze Episode aus dem alltäglichen Leben in der kleinen Metropole zu Papier. Diese Comics erscheinen bei der Edition Moderne in bisher 13 Bänden zusammengefasst, von denen sich einige thematischen Schwerpunkten wie "Love By Mike", "Viecher by Mike" oder eben "Kids by Mike" widmen. Eine Auswahl an Episoden, in denen der Nachwuchs im Zentrum steht, bietet dieses Heft zum Gratis-Comic-Tag 2011. Dabei sind die gewöhnlich in Schweizerdeutsch betexteten Comics hier erstmals auf Hochdeutsch zu lesen.

Die jeweils eine Seite umfassenden kleinen Geschichten schildern zwar Episoden, wie man sie im Prinzip jeden Tag auf der Straße beobachten könnte. Den Wutanfall eines Kindes im Laden, weil Mama das uuuunbedingt benötigte Spielzeug einfach nicht kaufen will. Die Tochter, die trotz nicht so ganz dezenter Hinführung vom Vater zu ganz eigenen Weisheiten kommt. Oder die Spielgefährten, die sich ihre eigene Achterbahn organisieren. Der Zeichner bringt seine Geschichten aber mit so viel Humor und Charme aufs Papier und trifft so punktgenau den Kern der Sache, dass dieses Heft einfach Spaß macht. Der Humor ist relativ dezent und regt eher zum Schmunzeln als zum lauten Herauslachen an; Schenkelklopfer sollte man hier nicht erwarten. Solche Lautstärke im übertragenen Sinne hat der Zeichner schlicht nicht nötig.

Nicht immer sind die Kinder die Hauptfiguren, einige Episoden erzählen auch davon, wie die Erwachsenen auf den Nachwuchs reagieren. Beispielsweise wünscht sich eine Mutter neben Altglas-, Altpapier- und anderen Containern noch einen weiteren, den es aber (noch?) nicht gibt. Oder ein autobegeisterter Vater nutzt die Ankunft des Sprösslings, seinem Hobby auf neue Weise nachzugehen. In welcher Altersstufe aber auch immer, nie stellt Van Audenhove seine Charaktere schwarz oder weiß, rein sympathisch oder rein unsympathisch dar. Die Kinder sind mal nervig, mal süß, mal erfrischend naiv, mal erstaunlich clever – kurz gesagt, eben wie aus dem Leben gegriffen. Die Geschichten sind zwar alle in Zürich angesiedelt, könnten aber genauso gut in mehr oder weniger jeder anderen Stadt passieren. Man muss also kein Schweizer sein, um an "Kids by Mike" seine Freude zu haben.

Zeichnerisch sind die Geschichten in einem cartoonartigen Stil gehalten, Panelbegrenzungen gibt es keine. Im Hintergrund schwingen Anklänge an Zeichner wie Erich Rauschenbach, Bill Holbrook oder auch Zep mit, aber Van Audenhove hat seinen ganz eigenen optischen Tonfall gefunden.

"Kids by Mike" ist das, was man im positiven Sinne als "nett" bezeichnen könnte. Kleine, eigentlich unspektakuläre Episoden, die einem trotzdem den Tag verschönern können.

Fazit:
Kleine, amüsante Geschichten mit und über die jungen Bewohner von Zürich. Zeichner Mike Van Audenhove erzählt Geschichten, die wohl jeder nachvollziehen kann, der schon einmal mit Kindern zu tun hatte. Das tut er auf so charmante Weise und ohne seine Charaktere niederzumachen, dass es dem Leser eines ums andere Mal ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubert.