Jakob

Jakob

Jakob

Story:
Als der achtjährige Jakob aufwacht stellt er fest, dass seine Mutter nicht mehr da ist. Die Erwachsenen sagen ihm, dass sie auf eine lange Reise gegangen wäre. Wohin diese Reise führt, wollen Sie ihm jedoch nicht sagen. Darum begibt sich Jakob selbst auf die Suche nach seiner Mutter. Anscheinend kennt außer den Raben und Füchsen keiner den Weg, den er beschreiten muss und die Tiere wollen das Geheimnis nicht preisgeben. So irrt der Junge umher, verliert aber dabei sein Ziel nicht aus den Augen und macht so manche ungewöhnliche Bekanntschaft.

Meinung:
Jakob vermischt auf wundersame Weise die Grenzen von Comic, Fabel und Film und ist ein kreatives Gesamtkunstwerk. Dass die beiden Künstler, die dieses Werk geschaffen haben, an der Filmakademie Baden-Württemberg ihren Abschluss gemacht haben lässt sich nicht verleugnen. Das Querformat des Comics vermittelt den Eindruck als schaue man auf eine Leinwand im kinotypischen 16:9 Format. Doch das ist erst der Anfang. Die Künstler lösen sich davon ihre Geschichte in Panels zu erzählen. Die einzelnen Seiten sind vielmehr eine Gesamtkonzeption in der z.B. Nahaufnahmen von Gesichtern oder wichtige Details innerhalb des Bildes, wie in einer Nahaufnahme eingeblendet werden. Die Charaktere sind mit liebenswerten Details versehen. Besonders die namengebende Hauptfigur zieht den Leser sofort in ihren Bann und weckt Sympathien. Die ungewöhnlichen Proportionen von Kopf und Körper sind ein gut gewähltes Stilmittel mit dem sich der Zeichner Freiraum für detaillierte Mimik schafft.
Felix Mertikats Zeichnungen sind mit Aquarelltönen koloriert und die Konturen wurden mit Bleistift nachgezeichnet. Dieser erfrischend andere Stil erschafft warme Bilder, die zum längeren Betrachten einladen. Den schönen Bildern ist es zu verdanken, dass man die wenigen Dialoge nicht als störend empfindet. Die gewählte Schriftart der Dialoge ist etwas gewöhnungsbedürftig. Der verwendete Schriftsatz wirkt wie schraffiert und soll krächzende Stimmen symbolisieren. 

Auf seiner Reise trifft Jakob viele Charaktere, die alle einen eigenen Stil verkörpern und in ihrer Darstellung durch individuelle Details einen hohen Wiedererkennungswert haben. Eins haben alle Charaktere gemeinsam. Jeder von ihnen befindet sich auf seiner eigenen Suche. Allerdings unterscheiden sich die "verlorenen Dinge" sehr voneinander. Dennoch helfen sich Jakob und die anderen gegenseitig bei ihrer Suche und somit kommt Jakob mit jedem Schritt seinem Ziel näher. Leider sind die verschiedene Episoden recht kurz und manchem Charakter hätte etwas mehr Raum gut getan, um seine Beweggründe und den Einfluss auf Jakobs Reise zu verdeutlichen.

Die Fabel weist eine melancholische Grundstimmung auf und ist eher für ein älteres Publikum konzipiert. Kinder könnten von den philosophischen Ansätzen verwirrt werden. Das Ende ist innerhalb der Geschichte durchaus konsequent, allerdings entwickelt sich die Geschichte für ein Kinderbuch eher untypisch. Auf jeden Fall sollte das Buch nur gemeinsam mit den Eltern gelesen werden, um eventuell auftretende Fragen direkt zu beantworten. Ältere Leser mit einem Fable für Fabeln und Märchen können bedenkenlos zugreifen.

Ergänzt wird die Geschichte durch eine Skizzenbuch, in dem der Künstler genau erläutert mit welchen Techniken er experimentiert hat, um zu seinem Stil zu gelangen. Außerdem gewährt dieses Skizzenbuch Einblick in die Komposition der Bilder und verdeutlicht, dass hier nichts willkürlich passiert.

Fazit:
In der Aufmachung eines Kinderbuchs wird ein Thema behandelt, dass sich vor allem an Erwachsene richtet. Die Fabel besticht durch eine hervorragende grafische Präsentation mit vielen neuen Aspekten. Wer Geschichten dieser Art mag, kommt um diesen Band nicht herum. Aber auch für alle anderen ist Jakob durchaus einen längeren Blick wert.