MOSAIK - Gratis Comic Tag 2010

MOSAIK - Gratis Comic Tag 2010

MOSAIK - Gratis Comic Tag 2010

Story:
Die Abrafaxe sind im ausgehenden 17. Jahrhundert unterwegs. Sie sind eigentlich auf der Reise nach London, wurden jedoch getrennt. Zwei Handlungsstränge werden aufgeboten: zum einen hängt Brabax als der neue Sekretär des deutschen Wissenschaftlers Gottfried Wilhelm von Leibnitz in Frankreich fest, zum anderen schlagen sich Abrax, Califax und der Vagabundenherzog Baldo in Tunis mit dem Bey von Tunis herum. Die Drei haben eine Sklavin befreit und befinden sich nun auf der Flucht.

Derweil ist Brabax mit Leibnitz einer Optimierung zur Förderung von Silber auf der Spur. Sie tüfteln eine besonders intelligente Methode aus, doch als sie diese dem französischen Hochadel vorstellen, werden sie ihrerseits von der Gräfin de la Tourette ausgetrickst.

Meinung:

Seit 1955 erscheint das Comicheft MOSAIK. Es entstand in der damaligen DDR, hat die Wiedervereinigung gut überstanden und ist heute das auflagenstärkste Comicheft in Deutschland. Seit jeher hatte man den Anspruch, nicht nur unterhaltsame Comics zu bringen, sondern auch Wissen zu vermitteln. So wird die Leserschaft immer wieder mit Informationen aus der Welt der Naturwissenschaften, der Geschichte oder auch der Sprache gefüttert. Hierbei wird Wert darauf gelegt, dass die wissenswerten Details nicht aufdringlich, sondern eingebettet in die Handlung übermittelt werden.

Für den Gratis Comic Tag 2010 druckt man ein komplettes Heft als Leseprobe nach. Dafür wurde die Nummer 412 ausgewählt, mit dem Gedanken, dass der interessierte Leser gleich mit der ganz aktuellen Nummer 413 weiterlesen kann.

Leider ist gerade dieses Heft nicht der besonders große Wurf. Beide Handlungsstränge lassen keine besondere Lesefreude aufkommen. Der Teil in Frankreich mit Leibnitz und Brabax ist schlicht und ergreifend langweilig. Das Wissen, das dort vermittelt wird, wirkt genauso, wie es nicht gewollt ist: aufgesetzt. Die Story tritt seitenlang auf der Stelle. Das Ganze Getüftel der beiden bringt ihnen am Ende nichts ein, denn die Franzosen hauen sie übers Ohr. Und als es endlich nach London weitergehen soll, kommt aus dem Nichts der Ruf des Kurfürsten von Hannover. Wieder nichts mit Britannien und so mäandert man wohl wieder zurück in heimische Gefilde.

Auch die Handlung in Tunis reißt nicht vom Hocker. Auf der Flucht werden durch eine List von Califax die Kanonen der Janitscharen zerstört. Zu guter Letzt setzt er sich auf eine präparierte Kanone, zündet diese an und fliegt wie Münchhausen, allerdings auf einem Kanonenrohr, durch den Nachthimmel von Tunis bis zum rettenden Schiff der anderen. Auch hier wird eher das Gegenteil von dem bewirkt, was man sich sonst gerne ans Revers heftet: statt nachvollziehbarem Wissen präsentiert man eher wissenschaftlichen Hafenkäse.

Der Infoteil hinterlässt einen gewohnt soliden Gesamteindruck. Es gibt kleine Artikel, passend illustriert. Bei Themen wie Silbermünzen, Die Janitscharen oder Der Himmel auf Erden kann der Leser gut was lernen, ohne überfrachtet zu werden.



Fazit:
Ein Heft mit einer spannenderen, kohärenten Geschichte wäre hier eher angebracht gewesen. Chance vertan! Für Neueinsteiger gibt es Besseres. Wer aus dem Hause Steinchen für Steinchen zwischen den beiden Gratis-Comics entschieden muss, der sollte zu Anna, Bella & Caramella greifen und sich ansonsten lieber das Mai-Heft von MOSAIK regulär am Kiosk kaufen.